Manche biblischen Texte erschliessen sich auf den ersten Blick. Bei anderen braucht es etwas Geduld und mehrmaliges konzentriertes Lesen. Wieder andere Texte benötigen Hintergrundinformationen, sie müssen im Kontext gesehen werden, damit ihr Inhalt und Sinn verstanden werden. Es ist nicht zuletzt Aufgabe der Predigenden, diesen Inhalt und seine Bedeutung für die zuhörende Gemeinde zu erschliessen oder Spuren zum Textverständnis aufzuzeigen. Die Lektorin oder der Lektor muss nun allerdings noch vor der Predigt den Text vorlesen. Sie oder er muss sich also oft alleine den Sinn des Textes erarbeiten, ohne den er eben nicht sinngemäss vorgetragen werden kann. Wie schon gesagt, ist dies bei manchen biblischen Texten einfach. Sie sind verständlich beim ersten Lesen oder Hören. Aber andere sind schwer zu verstehen. Nicht jede Lesung aus den Paulusbriefen erschliesst sich ohne Weiteres. Und auch für einen Zugang zu manchen alttestamentlichen Texten braucht es oft Hilfe.

Es gibt viele Bücher mit Hinführungen zu den Lesungen, insbesondere zu denen vom Sonntag. Es gibt wissenschaftliche Kommentare und solche, die man auch ohne theologische Vorkenntnisse konsultieren kann. Medien wie das Laacher Messbuch, das Messbuch von Butzon & Bercker, das «Magnificat» oder das «Te Deum» bieten hinführende Einleitungen zu den biblischen Texten.

Für seine Arbeit mit Lektorinnen und Lektoren hat das Liturgische Institut eine Liste mit Links zu Online-Angeboten zusammengestellt, die jeweils hilfreich sein können, dem Verständnis einer biblischen Lesung auf die Spur zu kommen. Diese Liste mit kommentierten Links kann auch für katechetisch und religionspädagogisch Tätige bei der Vorbereitung von Gottesdiensten nützlich sein, an denen Kinder oder Familien auf besondere Weise mitwirken. Wir stellen sie hier zur Verfügung, wobei ein Ausprobieren der Links wichtiger ist als das Lesen der jeweiligen Hinweise:

www.erzabtei-beuron.de/schott/index.php

Die Herausgeber des “Schott-Messbuchs”, die Benediktinermönche der Erzabtei Beuron, stellen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Liturgischen Institut unter diesem Link die liturgischen Texte für die Messfeier an jedem Tag des Jahres zur Verfügung. Dabei sind die Texte mit den Zeilenumbrüchen wiedergegeben, wie sie auch im Lektionar zu finden sind (allerdings noch nicht für alle Tage). Zu den biblischen Lesungen gibt es jeweils eine kurze Einführung. Die Darstellung der Website ist auch auf dem Smartphone sehr gut. Erstellt man einen Shortcut auf dem Home-Screen ist die Seite wie eine App nutzbar.

www.bibelwerk.ch/d/wirBringenDieBibelInsGespraech/sonntagslesungen

Hier stellen die Katholischen Bibelwerke Deutschlands, Österreichs und der Schweiz zu jeder Lesung der Sonn- und Feiertage einen kurzen Hinführungstext, praktische Tipps zum Vorlesen (mit Vorschlägen für die richtige Betonung!) und eine kurze Auslegung des Textes zur Verfügung. Dazu muss für die jeweilige Lesung ein pdf heruntergeladen werden. Dieses Angebot ist eine wertvolle Hilfe für die Vorbereitung des Dienstes als Lektorin oder Lektor! Das Schweizerische Katholische Bibelwerk bietet zusätzlich zu diesen Hilfen für die Erste Lesung und das Evangelium der Sonntage eine zweite Auslegungsreihe, in der die Lesungen zunächst in jüdischer und dann in christlicher Perspektive gelesen werden. Sehr inspirierend!

www.in-principio.de/sonntags-lesungen/

Das Bibel-Projekt «in principio» bietet auf einem hohen Niveau und doch gut verständlich eine Kommentierung der sonn- und feiertäglichen Lesungs- und Evangelientexte, Auslegungen und Zugänge über Kunst. Es werden viele Informationen zur Verfügung gestellt, und es braucht etwas Zeit, all das zu entdecken, was sich zu jedem Sonn- und Feiertag findet. Aber es lohnt sich, sich auf dieser Seite umzuschauen! Die Texte vom kommenden Sonntag können als Newsletter abonniert werden.

www.engagiert-online.de/lesungen/

Hier finden Sie die einzelnen Lesungen und Evangelien der Sonn- und Festtage. Klicken Sie dazu auf den Sonntag, dessen Lesungen Sie suchen (es gibt allerdings kein Archiv, nur die Lesungen der nächsten Sonntage stehen zur Verfügung). Nun finden Sie auf der linken Seite die Lesungen und rechts Audio-Dateien mit dem gesprochenen Text der Lesung nach der Sinnzeilen-Gliederung des Mess-Lektionars.
Die Audio-Datei unterstützt und intensiviert die Vorbereitung. Lektorinnen und Lektoren können sich an dem Vorgelesenen orientieren, sollten es aber nicht imitieren. Insbesondere für die Aussprache von Fremdwörtern ist diese Seite eine praktische Hilfe. Noch sind viele Texte nur in der «alten» Einheitsübersetzung hörbar.  Dennoch ein wunderbarer Service des Bistums Hildesheim.

www.perikopen.de/

Wer Freude hat an der Bibel und es genauer wissen will, ist hier richtig. Die Seite bietet für jeden Sonn- und Feiertag einen umfangreichen Kommentar, exegetische Hinweise und den griechischen Urtext – allerdings nur für das jeweilige Evangelium. Die übrigen biblischen Lesungen werden (noch?) nicht berücksichtigt.

www.gotteswort.ch

Diese Seite der Mönche des Klosters Einsiedeln bietet die wechselnden Teile des Wortgottesdienstes aus der Tagesliturgie des Römischen Messbuchs mit kurzen wertvollen Kommentaren zu den Lesungen. Die Seite wurde von Abt Georg Holzherr (+2012) aufgebaut. Von ihm stammen auch die Kommentare, Einleitungen, Kyrie-Rufe und Fürbitten.

https://dli.institute/wp/thema-praxis/tageslesungen/

Das Deutsche Liturgische Institut stellt unter diesem Link für jeden Tag des Jahres die Lesungen zur Verfügung. Beim Klicken des ersten Links (Die Tageslesungen) gelangt man automatisch zum aktuellen Tag, kann aber auch zu einem anderen Tag blättern. Klicken Sie auf die Angabe der Lesungen (rot), die Ihnen dann in einem neuen Fenster in der Sinnzeilen-Gliederung des Lektionars angezeigt werden. Ausserdem finden Sie auf dieser Seite einen Link zu den Sonn- und Festtagslesungen auf Arabisch und Tigrinya.

www.evangeliumtagfuertag.org

Anders als der Titel der Website vermuten lässt, finden sich unter diesem Link nicht nur das Evangelium, sondern alle Lesungstexte aller Tage des Jahres mit Heiligenkalender. Die meisten der Lesungtexte können auch als Audiodatei gehört werden. Zum Evangelium wird jeweils ein kommentierender Text aus der kirchlichen Tradition angeboten. Die Seite ist als täglicher Mail-Service gratis abonnierbar.

www.liturgie.bistum-wuerzburg.de/downloads/lesepredigten

Für jeden Sonn- und Feiertag steht eine Predigt zur Verfügung. Natürlich kommen nicht immer alle biblischen Lesungen vor. Es kann sich aber auch hier ein guter Zugang zur Lesung finden, die vorbereitet werden muss.

www.bibelwerk.at oder www.bibelwerk.de

Die Seiten des Österreichischen Katholischen Bibelwerks und des Deutschen Katholischen Bibelwerks bieten viele Informationen rund um die Bibel.

www.die-bibel.de oder www.bibleserver.com

Zwei modern gestaltete Websites mit nützlichen Informationen zur Bibel und verschiedenen, nicht nur deutschen Übersetzungen.

www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/

Umfangreiches Bibellexikon mit fundierten Informationen auf dem Portal der Deutschen Bibelgesellschaft.

Zwei Bemerkungen zum Schluss

  1. Auch Links sind der Vergänglichkeit unterworfen. Wir können also nicht sagen, wie lange sie funktionieren. Sollten Sie aber beim Ausprobieren feststellen, dass einer tot ist oder ins Leere führt, lassen Sie es uns wissen. Ebenso sind wir dankbar für Hinweise auf weitere Links, die hilfreich sind für Lektorinnen und Lektoren, die eine Lesung für den Vortrag vorbereiten.
  2. Auch der beste Kommentar und die schönste Website garantieren nicht, dass aus dem biblischen Text wirklich Gottes Wort wird. Karl Barth soll einmal gesagt haben, dass die Bibel erst dann recht zum Wort Gottes wird, wenn sie von Herzen angenommen wird. Der Kopf ist eine wichtige «Station» im Hören auf das Wort Gottes, aber der Text muss im Herzen ankommen. Papst Franziskus geht sogar noch einen Schritt weiter. Gottes Wort muss zu den Händen gelangen, zu guten Taten führen, unser Tun beeinflussen:

„Das Wort Gottes legt in uns einen Weg zurück. Wir hören es mit den Ohren, dann geht es uns zu Herzen – es bleibt nicht in den Ohren, es muss zum Herzen gelangen und von da aus zu den Händen, zu den guten Werken. Das ist der Weg, den das Wort Gottes zurücklegt: von den Ohren zum Herzen und zu den Händen. Lernen wir das!“
(Papst Franziskus, Generalaudienz 31. Januar 2018)

Hilfreich für das Ankommen im Herzen können die «lectio divina» und das «Bibelteilen» sein. Letzteres stellt explizit die Frage nach dem Handeln im Alltag. Für einen ersten Zugang sind folgende Seiten hilfreich:

www.lectiodivina.de

Eine eigene Website des deutschen Katholischen Bibelwerks zur “lectio divina”. Sie stellt eine Form der Bibellesung vor, mit der die Bibel zu einer Quelle der Gottesbeziehung werden kann. Seit vielen Jahrhunderten wird diese Form der Bibellesung vor allem von Mönchen und Nonnen praktiziert.

Eine Artikelserie bietet Erläuterungen und praktische Tipps: An dieser Stelle muss nicht mehr erklärt werden. Schauen Sie sich die Website an – und versuchen Sie es einmal…

www.asipa.ch

Auf der Website von AsIPA Schweiz findet sich eine Anleitung zum Bibelteilen in sieben Schritten