Sowohl im Religionsunterricht als auch in den Vorbereitungen auf die Sakramente wird das Thema Liturgie behandelt. Die Kinder dürfen die Eucharistiefeier erleben und seine Bausteine lernen. Oft wird das Thema Liturgie mit dem Beten gekoppelt, obwohl Liturgie mehr ist als Beten und Beten mehr ist als Liturgie.

Neben der Eucharistiefeier gibt es noch andere Gottesdienstformen, von denen die Kinder lernen dürfen und, vor allem, die die Kinder erleben können. Die Segensfeier und die Rosenkranz-Andacht sind nur zwei liturgische Gestaltungsmöglichkeit zwischen vielen, die die Verantwortlichen für die Liturgie mit den Kindern umsetzen können. Beide Formen erweisen sich als sehr flexible und für unterschiedliche Ziele und Gelegenheiten geeignet.

Segensfeier

Ein Segen ist ein elementares liturgisches Zeichen und gehört zu den Sakramentalien, die die sieben katholischen Sakramente ergänzen. Alle Getauften dürfen segnen. Schon in der Bibel liest man Geschichten mit Segenshandlungen. Offizielle Muster zur Segensfeier lassen sich im liturgischen Buch Benediktionale finden. Auch freie Segensfeiern sind immer möglich.

Im Mittelpunkt einer Segensfeier steht der Segen selbst. Das kann unterschiedlich stattfinden (eine erwachsene Person segnet alle Kinder und/oder die Kinder segnen einander usw.). Weitere liturgische Elemente sollen da sein, um nicht nur einen Segen zu spenden, sondern eine Segensfeier zu feiern: das Wort Gottes, die Gesänge, die Gebete, insbesondere das Vaterunser usw. Die Frage, in welcher Reihenfolge die Zuständigen für die Liturgie diese Elemente einsetzen, eröffnet einen breiten Spielraum mit mehreren Gestaltungsvarianten.

Wichtig ist die Ausgangslage der Segensfeier (Warum findet diese Feier statt? Ist sie mit dem Jahreskreis verbunden? Entsteht sie aus der katechetischen Vorbereitung oder aus einem besonderen Erlebnis der Kinder?), das Alter der mitfeiernden Kinder (Kindergarten oder Sekundarschule?) und der Ort oder Kontext der Feier (mit der Familie, in der Schule oder in der Kirche?). Die Antwort auf diese und ähnliche Fragen wirkt sich bei der Gestaltung der Segensfeier aus.

Rosenkranz-Andacht

Zumeist sind es Frauen, die noch heute den Rosenkranz als eigene Quelle zur Spiritualität beten. Der Begriff „Rosenkranz“ bezeichnet sowohl das marianische Gebet als auch die Perlenkette, die der*die Beter*in während des Gebets verwendet. Eine Andacht mit dem Rosenkranz kann mindestens drei Ziele erreichen: Die Kinder können ihre Beziehung zu Jesus pflegen und mit ihm zusammen feiern; sie können das Gebet „Ave-Maria“ (auch als „Gegrüsset seist du, Maria“ bekannt) kennenlernen; sie können einen historisch geprägten Glaubensgegenstand – eben die Rosenkranz-Perlenkette – kennenlernen und benutzen.

Der Rosenkranz teilt sich in kleine abgeschlossene Gebetseinheiten ein, die den gleichen Ablauf haben: nach der Aussprache eines „Geheimnis“ (es handelt sich dabei um die Erwähnung eines bestimmten Ereignisses Jesu oder Mariä) betet man ein Vaterunser, 10 Ave-Maria und ein „Ehre sei Gott“. Normalerweise werden fünf Geheimnisse mit der entsprechenden Reihe von Gebeten in jedem Rosenkranz gebetet.

Es fällt sofort auf, dass das grösste Potenzial des Rosenkranzes in der Wiederholung des Gebets liegt. Das macht den Rosenkranz ähnlich wie ein Ritual. Das Wiederholen erlaubt eine Vertiefung des Glaubens im Beten, kann die Kinder aber langweilen. Deswegen soll der Rosenkranz mit Kindern in einer sorgfältigen Form gebetet werden.

Am besten können die Kinder vor der Rosenkranz-Andacht in der Religionsstunde oder an einem Religionsnachmittag ihre Rosenkränze basteln. So lernen die Kinder den Gegenstand aktiv kennen und wissen den Grund seines befestigten Aufbaus. Nach der kreativen Lektion dürfen die Kinder im Kreis sitzen und mit der Rosenkranz-Andacht anfangen. Auch biblische Lesungen haben in der Andacht ihren Platz, insbesondere jene Lesungen, die die Rosenkranz-Geheimnisse erschliessen. Der*die Verantwortliche für die Andacht setzt während des Rosenkranzes abgezielte Pausen. Die Kinder sollen den Rosenkranz nicht schnell beten, sondern die erwähnten Erlebnisse Jesu und Mariä mit dem*der Religionslehrer*in gemeinsam reflektieren oder die entsprechenden Gebete, insbesondere das mittelalterliche Ave-Maria, zusammen deuten. Wenn die Mitfeiernden inzwischen Lieder singen, verstärkt das die Gestaltung der Andacht.

In der Rosenkranz-Andacht ist die Zielsetzung entscheidend, damit die Kinder nicht Gebete „nachplappern“, sondern einen liturgischen Vollzug erleben.

Schluss

Wie schon geschrieben, erschöpfen die zwei kurz dargestellten Liturgieformen nicht das ganze liturgische Repertoire neben der Eucharistie- und Wort-Gottes-Feier. Es gibt noch mehrere Andachtsformen (Adventsandachten, Marienandachten, Andachten mit eucharistischer Anbetung usw.). Trotzdem sind die zwei exemplarischen Formen gelungene liturgische Alternativen für Kinder und Jugendliche. Sie können nicht nur in der Kirche, sondern auch in der Schule oder in der Familie zu Hause gefeiert werden und nicht nur in den geprägten Zeiten des Kirchenjahres, sondern je nach Gelegenheit. Sie sind kleine Rituale, die grosse Wirkungen haben können.