Fokus für die Lernenden:

Bildlich gesprochen standen die Lernenden in Phase B dem Thema gegenüber, in Phase E sind sie in es eingetaucht um es besser kennen zu lernen. In der Phase I nehmen sie das Thema nun gewissermassen in sich auf. Das Intensivieren bezieht sich dabei auf zwei unterschiedliche Ebenen:

Die Auseinandersetzung mit dem Thema so intensivieren, dass das Erarbeitete künftig als Wissen / Haltung / Fertigkeit zur Verfügung stehen kann. Das Erarbeitete wird geübt, auf neue Zusammenhänge oder Perspektiven übertragen, in eigenen Worten wiedergegeben.

Die Auseinandersetzung mit dem Thema so intensivieren, dass es sich mit dem eigenen Leben verbindet und die SuS sich selbst mit ihm in Beziehung bringen. Das Erarbeitete wird aus eigener Sicht gedeutet, mit Blick auf eigene Werthaltung durchdrungen, kreativ gestaltet, als Spiegel für eigene Auffassungen angenommen.

Fokus für die Lehrperson:

Die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema fordert eine gute Lernatmosphäre, vor allem dann, wenn die SuS das Thema mit sich selbst in Verbindung bringen sollen. Es ist Aufgabe der Lehrperson, für eine Atmosphäre zu sorgen, die intensives Arbeiten in einem geschützten Raum ermöglicht.

Im Ablauf des Lernprozesses bildet die Phase I den Übergang zwischen E und Z. Das in der Phase E Erarbeitete wird nun persönlich angeeignet, damit es anschliessend in der Phase Z sichtbar gemacht werden kann. Die innere Verbindung zu diesen Nachbarphasen muss gewährleistet werden und für die SuS nachvollziehbar sein.

In der Phase I zeigen sich bereits Ansätze zur Kompetenzerreichung. Wo dem nicht so ist, unterstützt die Lehrperson die entsprechenden SuS mit gezielten Massnahmen.

Bei der Methodenwahl für die Phase I ist zu beachten:

Intensivieren braucht Zeit – in der Regel liegt hier der Schwerpunkt eines Lernprozesses und es wird für diese Phase also die meiste Unterrichtszeit verwendet.

Die Phase I sollte die sachliche Vertiefung des Themas / das Üben von Fertigkeiten und Haltungen ermöglichen …

… und gleichzeitig die eigene persönliche Auseinandersetzung jeder und jedes Einzelnen mit den Tiefendimensionen des Themas.

Bei geschickter Methodenwahl kann das hier Erarbeitete direkt in die Phase Z

Für die Phase I eignen sich insbesondere alle kreativen Methoden. Exemplarisch werden im folgenden zwei Vorgestellt: Bildnerisches Gestalten und Kreatives Schreiben.

1. Methode: Bildnerisch Gestalten

1a fachdidaktische Kurzeinführung

Die Seele spricht in Bildern

Bilder vermitteln zwischen der Innen- und der Aussenwelt. Kinder nehmen Impulse von der Aussenwelt auf und entwickeln daraus eigene innere Bilder. In ihrem Spielen, Malen, Gestalten, Reden geben sie diese inneren Bilder zumindest bruchstückhaft wieder nach aussen. Bevor Kinder sich sprachlich ausdrücken können, funktioniert ihre Kommunikation mit der Mitwelt wesentlich über diese Bilder. So ermöglicht das Bildhafte eine vorsprachliche oder aussersprachliche Kommunikation.

Auch die Sprache der Religion ist bildhaft. Sie ist voller Symbole und Metaphern, voller Vergleiche und Paradoxien. Diese bildhafte Dimension von Religion lässt sich am einfachsten im eigenen kreativen Tun erkunden, denn der aktive Umgang mit Symbolen und Metaphern ist leichter zugänglich als der passive. Das heisst, lange bevor Kinder sich über die Bedeutung von Symbolen austauschen oder Bedeutungsebenen eines Bibeltextes unterscheiden können, können sie in ihrem kreativen Tun Symbolisches ausdrücken. Das geschieht bei den Kleinsten, wenn sie einen Bauklotz – brumm brumm brumm – über den Boden fahren lassen oder bei etwas älteren Kindern, wenn sie beim Aufsetzen einer Königinnenkrone automatisch eine aufrechte Haltung einnehmen.

Die religiöse Ausdrucksfähigkeit im aktiven Tun zu fördern, ist darum eine Grundaufgabe von Religionsunterricht und Katechese. Das bildnerische Gestalten liefert dafür einen nonverbalen Zugang. Dieser hat das Potential, das, was nicht gesagt werden kann (oder will), dennoch sichtbar zu machen. Somit kann kreativer Ausdruck in Farben, Formen, Materialien eine Innenwelt ins Aussen bringen.

Bildnerisches Gestalten in Religionsunterricht und Katechese

In Religionsunterricht und Katechese geht es beim bildnerischen Gestalten nicht um das genaue Anwenden und Verfeinern einer bestimmten Technik und auch nur in begrenztem Mass um die ästhetische Qualität der entstehenden Werke. Es ist aber wichtig, dass die kreativen Arbeiten in der nötigen Sorgfalt ausgeführt werden können – gerade weil es im religiösen Bereich auch um das Ausdrücken von inneren Themen und Glaubensüberzeugungen geht, denen mit unbedingter Wertschätzung begegnet werden muss. (Ausserdem spricht natürlich nichts dagegen, wenn am Ende ein Produkt entstanden ist, das den Lernenden Freude bereitet und das sie mit Stolz erfüllt.)

Ziel der kreativen Arbeit in Religionsunterricht und Katechese ist jedoch nicht das dabei entstehende Produkt, sondern die Verinnerlichung des Themas, die im Arbeitsprozess erfolgt. Die Ergebnisse solcher kreativer Auseinandersetzung sind oftmals nicht nur für Aussenstehende, sondern auch für die Künstlerin oder den Künstler selbst überraschend.

Rahmenbedingungen

Dafür sind gutes Material und geeignete Raum- und Zeitverhältnisse nötig:

  • Material: Ansprechende und praxistaugliche Bereitstellung. Während der Durchführung ist die Materialbeschaffung chaosanfällig. Mit guter Vorausplanung und klaren Anweisungen kann diese Gefahr vermindert werden.
  • Raum: Wo steht das Material? Wo arbeiten die SuS? Ist für sie ungestörtes, konzentriertes Arbeiten möglich? Viele Kinder stören sich daran, wenn andere “bei ihnen abschauen” – wie kann dem entgegengewirkt werden? Gibt es genügend Platz für das Material, die Arbeitsplätze und für die fertigen Werke? Können letztere allenfalls zum Trocknen noch liegenbleiben?
  • Zeit: Erlaubt es die Zeit, sich auf das Thema und den Gestaltungsprozess ohne Hetze einzulassen? Beachten: Je grösser das Format, desto mehr Zeit braucht die Bearbeitung. Und: Auch das Aufräumen braucht Zeit.

Techniken

Für das bildnerische Gestalten stehen ganz unterschiedliche Techniken zur Verfügung. Das Ergebnis einer kreativen Arbeit wird durch die gewählte Technik und das zur Verfügung gestellte Material massgeblich beeinflusst. Einige Überlegungen zur Auswahl:

  • Grobmotorische Techniken fördern den intuitiven Ausdruck, so zum Beispiel Fingerfarben oder Wasserfarben mit Schwamm auf nassem Untergrund oder auch grossformatige Collagen mit gerissenen Papierstücken und Kleister. Ähnlich wirkt auch das Zeichnen / Malen / Kritzeln mit der schwachen Hand oder mit beiden Händen gleichzeitig.
  • Feinmotorische Techniken sind stärker kognitiv gesteuert und schränken damit den spontanen Ausdruck eher ein, so insbesondere Farb- oder Bleistiftzeichnungen oder auch exakte Collagen.
  • Schwarz-Weiss Techniken schalten die Dimension “Farbe” aus und fokussieren dadurch auf Formen und Strukturen.
  • Beim Zeichnen und Malen prägen Form und Farbe des zur Verfügung stehenden Papiers / Untergrundes die Ausrichtung und Gestaltung des Ergebnisses. So fördert zum Beispiel rechteckiges Papierformat dualistische Gottesdarstellungen, in denen sich Himmel und Erde als zwei voneinander getrennte Bereiche gegenüberstehen, während rundes Papierformat diese Perspektive tendenziell aufbricht.
  • Bei der Arbeit mit Ton oder anderer Knetmasse können unterschiedliche Gestaltungsformen und –wege ausprobiert werden, ohne dass Spuren des Verworfenen sichtbar bleiben. Ähnliches gilt für Legearbeiten.
  • Dreidimensionales Arbeiten fügt mit der Räumlichkeit dem Ausdruck eine weitere Ebene hinzu. Bei der sogenannten Landart wird dabei auch die Umgebung in das Kunstwerk mit einbezogen.
  • Werden technische Hilfsmittel wie Fotokamera / Tablet verwendet, gibt es eine grössere Distanz zwischen den künstlerisch Tätigen und dem Kunstwerk. Fotografieren hilft, den Blick auf Details in der Aussenwelt zu fokussieren.
  • Mit Hilfe von einfachen Programmen können bereits Kinder im Zyklus 1 Trickfilme erstellen. Beliebt sind dafür Lego- oder Playmobilfiguren, aber auch Naturmaterial eignet sich sehr gut. Wie beim Fotografieren schiebt sich auch hier der Bildschirm zwischen das betrachtende Auge und das Betrachtete. Das kann man sich z. B. für ethische Themen zu Nutze machen, indem auf diese Weise unterschiedliche Perspektiven dargestellt werden können.

Methodisch-didaktische Tipps

  • Je nach Aufgabenstellung braucht es ein gemeinsames Aufwärmen und Vorbereiten:
    • Stimmung lockern, Angst mindern, Energie in Fluss bringen:
      • Bewegungen und gemeinsame Sprüchli anwenden.
      • Bewegungslied singen.
      • Einen Ballon im Kreis balancieren, ohne dass er zu Boden fällt (auch Chiffontücher eignen sich dafür sehr gut).
      • Mit Blitz-Zeichnen-Übungen kann Perfektionismus abgebaut werden:
        • Papier zerknüllen und wieder auffalten. Die so entstandenen Felder mit Müsterchen füllen.
        • Während 3 Sekunden auf einem Blatt frei kritzeln und dann daraus ein Tier oder ein Monster zeichnen.
        • In schneller Folge gibt die Lehrperson Anweisungen, was zu zeichnen ist: ein Kreis, ein Stern, … es gibt jeweils nur wenige Sekunden Zeit bis zur nächsten Anweisung. Alternativ geben die SuS reihum selbst Anweisungen.
      • Materialsammlung
        • Alle sitzen um einen langen Streifen Packpapier oder stehen an der Wandtafel. Passend zum Thema wird nun gemeinsam Zeichenmaterial gesammelt. Bei einer Einheit zum Thema “Exodus” stellt die Lehrperson die Frage: Was gibt es alles in Ägypten? Ein Kind ruft: “Pyramiden”. Dann zeichnen alle eine Pyramide. Auf diese Weise erstellt die ganze Gruppe gemeinsam einen grossen Bilderpool, der dann bei der Einzelarbeit als Inspiration dienen kann.
        • Auch die Betrachtung von Bildern aus der Kunst kann eine Anregung sein für das eigene Gestalten ( dazu “Methoden in der Phase B: Bildbetrachtung”).
      • Konzentration fördern:
        • Stilleübung
        • gemeinsames Rhythmusklopfen
        • Kinesiologische Übung
      • Manche Kinder und Jugendliche sind sich gewohnt, dass während des Gestaltens nach Belieben gesprochen werden darf. Aber genauso wie Rechnen braucht auch Gestalten Konzentration – insbesondere, wenn es dabei um innere Vertiefung geht. Das Gestalten kann sogar meditativen Charakter haben ( dazu Methoden in der Phase B “Meditation und Stille”). Bevor die entsprechende Einheit beginnt, erklärt die Lehrperson den SuS, dass beim Gestalten Ruhe und Konzentration genauso wichtig ist wie beim Lesen oder Rechnen und bespricht die damit verbundenen Regeln. Allenfalls kann eine ruhige Musik dabei helfen, die Ruhe zu wahren. Evtl. dafür immer dieselbe Musik verwenden.
      • Um die “Angst vor dem leeren Blatt” zu mindern, können gewisse Elemente vorgegeben werden. Im Minimalfall z. B. ein blauer Punkt. Im Maximalfall etwa ein Tisch voller Bastelmaterial und Symbolgegenstände. Die Verwendung von Alltagsmaterialien für Collagen oder dreidimensionale Werke kann sehr inspirierend sein.
      • Gestaltungsaufgaben können allein, zu zweit oder in Gruppen ausgeführt werden. Es kann spannend sein, etwas in Stille und also ohne verbale Kommunikation gemeinsam zu gestalten. Vielleicht tragen auch alle einen Teil zu einem gemeinsamen Riesenwerk bei?
      • Gibt es eine innere Verbindung zum Unterrichtsthema? Solche wären z. B.:
        • Schöpfung: Land-Art mit Naturmaterialien.
        • Pfingsten: Etwas im Feuer verbrennen und aus Asche und Russ ein Gemeinschaftsbild gestalten.
        • Unsere Pfarrei: Collage aus Text- und Fotomaterial aus dem Pfarreiblattarchiv.
        • Ostern: Hell-Dunkel-Kontrastbild.
      • Von Anfang an mitbedenken, was nach der Fertigstellung mit einem Kunstwerk geschieht. Wird es präsentiert? Kommentiert? Weiterverarbeitet? Meditiert? Reflektiert? Wird es wieder aufgelöst? Bleibt es (eine Weile) vor Ort sichtbar? Nimmt die Künstlerin oder der Künstler es mit nach Hause?
      • Oder soll am Ende gar kein Produkt vorliegen? Dafür eignen sich z. B. Zeichnen in Sand; Formen aus Ton oder Knetmasse, wobei am Ende das Material wieder zusammengeballt wird; Malen in mehreren Schichten, die sich bis zur Unkenntlichkeit überdecken; sowie alle Arten von Legearbeiten.

 

Vorbereitung der Lehrperson

Aus der Fülle an möglichen Techniken wählt die Lehrperson jene aus, die unter den gegebenen Bedingungen von Raum, Zeit und Geld überhaupt in Frage kommen. Für die nähere Auswahl ist massgebend, welches Ziel die Gestaltungsaufgabe erfüllt: Geht es mehr um das Festigen von Gelerntem oder mehr um die persönliche Auseinandersetzung damit? Oder soll beides kombiniert werden? Im Idealfall gibt es zudem eine innere Verbindung zwischen der Technik resp. dem Material und dem Unterrichtsthema. Unter Umständen lassen sich Elemente aus den Phasen B und E direkt in die Gestaltung einbeziehen oder einbauen.

Die Lehrperson probiert die gewählte Technik aus. Aus dieser Erfahrung stellt sie das nötige Material zusammen und klärt organisatorische Fragen:

  • Wie viel Zeit braucht eine sorgfältige Umsetzung?
  • Wie gross sollen / dürfen die Kunstwerke werden?
  • Braucht es einen Schutz für die Tische oder für die Kleidung der SuS oder allenfalls sogar für den Boden?
  • Teilen sich jeweils mehrere Kinder einen Farbkasten, eine Schere, …?
  • Braucht es eine spezielle Entsorgung?
  • Reicht die Zeit, um alles wieder aufräumen zu können? Wie wird das Aufräumen organisiert? Was übernehmen die SuS, wo ist es sinnvoller, dass die Lehrperson das Aufräumen übernimmt. Wo können Pinsel ausgewaschen werden? Tipp dazu: Wer ihn nicht mehr braucht, legt den Pinsel in ein Wasserbecken. Es gibt immer Kinder, die entweder früher fertig sind oder aus Freude am Pinselwaschen noch ein bisschen länger bleiben und das Fertigreinigen übernehmen.
  • Falls etwas vorgezeigt werden muss: Wie ist garantiert, dass alle es gut sehen?
  • Was machen SuS, die vor den anderen fertig sind?

Unmittelbar vor der Durchführung stellt die Lehrperson alles Material bereit und richtet ggf. den Raum entsprechend ein.

 

1b bildnerisches Gestalten – kompetenzorientiert

Ausdruckslust und Kreativität kennen keine Altersgrenzen, so lässt sich bildnerisches Gestalten in jedem Zyklus anwenden. Zu beachten ist, dass SuS im Zyklus 2 und 3 oftmals hohe Anforderungen an sich selbst stellen und ihre eigene künstlerische Leistung sehr kritisch einschätzen. Mit ungewohnten und überraschenden Techniken oder Ansätzen können diese Muster gebrochen werden. Dafür geeignet ist z. B. das Gestalten mit der schwachen Hand oder beidhändig, Malen mit den Füssen, mit verbundenen Augen oder das Verwenden von überraschendem Lege- oder Baumaterial.

Bei der Aufgabenstellung ist darauf zu achten, dass der Spiel- und Gestaltungsraum für die SuS möglichst gross bleibt. Das Ausmalen einer Vorlage ist hingegen kaum kompetenzorientiert.

 

Rolle von Lehrperson und Lernenden

Die Lehrperson sorgt durch die Gestaltung der Rahmenbedingungen und durch die Schaffung einer passenden, konzentrierten Atmosphäre dafür, dass die SuS in ihrem Gestaltungsprozess nicht gestört werden.

Sobald alle verstanden haben, wie die Aufgabe lautet, hält sich die Lehrperson zurück und ist im Hintergrund um die Wahrung der Arbeitsatmosphäre besorgt. Dazu gehören auch kleine Handreichungen wie Material nachfüllen oder wieder sortieren, Papierkorb leeren, Flüssigfarb-Bar bedienen … Wenn die Umstände es zulassen, kann sie sich selbst ebenfalls einer vertiefenden kreativen Tätigkeit widmen – in der Regel aber anhand einer anderen Technik als die SuS, damit das Werk der Lehrperson nicht zum Vorbild für die SuS wird. Bei repetitiven Arbeiten, bei denen das Reden erlaubt ist – z. B. Fetzen reissen für Kleisterarbeit oder auch beim Aufräumen – hat die Lehrperson die Ohren offen und achtet auf das, was die SuS untereinander reden. Oft geben solche Gespräche Auskunft darüber, was die SuS gerade beschäftigt.

Die Lernenden sind je nach Aufgabenstellung allein oder in Gruppen konzentriert bei der Arbeit.

 

Inhaltliche Tiefe erreichen

Das Erreichen von inhaltlicher Tiefe ist das Ziel der Phase I und so liegt darin auch der Sinn des bildnerischen Gestaltens in dieser Unterrichtsphase. Es ist also unbedingt darauf zu achten, dass die gewählte Aufgabe den Kern des Unterrichtsthemas betrifft und ihre Umsetzung die vertiefte Auseinandersetzung damit verlangt. Gefragt sind Aufgaben, die nicht einfach abbildende Funktion haben. Vielmehr kann und soll das bildnerische Gestalten genutzt werden zum Ausdruck von Zwischentönen, zum Andeuten von Unsagbarem und zum Verknüpfen der Ebenen, indem Verständnis und Haltung miteinander verbunden werden.

 

Differenzierungsmöglichkeiten und / oder Niveauanpassungen

Gestaltungsaufträge in der Phase I sind auf Niveau 2 oder 3 anzusiedeln. Wenn möglich, werden die Aufträge so formuliert, dass sie auf beiden Niveaus ausgeführt werden können.

 

Reflexion

Je nach dem sind im Gestaltungsprozess sehr persönliche Werke entstanden. Diese sind auf jeden Fall wertzuschätzen und zu würdigen. Beurteilungen wie schön / schludrig / gut / … sind unbedingt zu vermeiden.

Zur Wertschätzung gehört, dass die Werke in irgendeiner Weise präsentiert werden. Einige Möglichkeiten dazu:

  • Stumme Ausstellung: Die Werke liegen auf oder hängen an der Wand und werden still angeschaut. Dies kann auch im Kreis getan werden: Alle legen ihr Werk vor sich auf den Boden, die ganze Klasse schreitet langsam darum herum, bis wieder alle an ihrem Platz sind.
  • Als Variante dazu, können auf Post-its Assoziationen oder mögliche Titel zu den Werken geklebt werden.
  • Präsentation im kleinen Rahmen: Jeweils zwei SuS tun sich zusammen und stellen einander ihre Werke vor.
  • Guckfenster: Die Werke werden grösstenteils verdeckt, nur ein Guckfenster bleibt offen. Diesen Ausschnitt des Werkes schauen sich alle an.
  • Rahmen: Mit vier (goldenen) Kartonstreifen legt eine Schülerin oder ein Schüler einen Rahmen auf das Werk des Nachbarkindes. Über diesen so eingerahmten Ausschnitt erzählt die Künstlerin oder der Künstler etwas.
  • Vernissage: Die Werke werden mit Informationstafeln versehen und / oder mündlich vorgestellt und präsentiert.
  • Fotografieren und für den Einstieg beim nächsten Mal verwenden, fürs individuelle Dossier ausdrucken, in einer Liturgie projizieren, …

Die Reflexion kann sich auf den Prozess beziehen oder auf das Produkt. Sie kann im Gespräch oder schriftlich geschehen.

Bei einem Austausch über die Werke ist zu beachten, dass diese auch unbewusste Elemente enthalten. Vielleicht wird die Künstlerin oder der Künstler das eigene Werk auch selbst erst mit der Zeit verstehen. Ebenfalls zu beachten ist die Diskrepanz zwischen der verbalen Sprachfähigkeit und dem nonverbalen Ausdruck. Die Kraft der Kunstwerke darf nicht geschmälert werden durch ein Zerreden oder Nachbohren. Oftmals können die Werke auch ganz unbesprochen bleiben.

 

1c Bildnerisches Gestalten in der Phase I

Da beim kreativen Umsetzen ein Thema zwangsläufig verdichtet werden muss und dabei immer auch die eigene Persönlichkeit ins Spiel kommt, ist das bildnerische Gestalten für die Phase I geradezu ideal. Es muss nur darauf geachtet werden, dass sich die Gestaltungsaufgabe aus der bisherigen Beschäftigung mit dem Thema heraus ergibt und dass die SuS nicht eingeschränkt werden durch zu enge Vorgaben oder zu klare Erwartungen an das Produkt.

Da in den meisten Fällen nach dem Gestalten ein Produkt vorliegt, kann die Phase I mit einer Präsentation direkt in die Phase Z übergehen.

 

1d Bildnerisches Gestalten als Methode in den anderen Lernphasen

Begegnen

Mit einfachen Gestaltungsaufgaben lassen sich ideal Präkonzepte abholen. Z. B.:

  • “Gott und die Welt – Lege ein Bild zu diesem Titel mit dem Legematerial!”
  • “Der Sinn vom Leben – Zeichne!”
  • “Religiöse Menschen – Skizziere Figuren aus Fingerabdrücken”

So kann auch eine erste Verinnerlichung oder Reflexion der Begegnung angeregt werden. Z. B.:

  • Die SuS hören eine Geschichte. Danach nehmen sie in jede Hand einen Wachsmalstift und kritzeln mit beiden Händen, während sie der Geschichte noch nachhängen. (Tipp: das Blatt an der Unterlage leicht ankleben).
  • Während die SuS einen Kurzfilm anschauen, halten sie ein Stück Knete in der Hand. Am Ende des Films schauen sie, was daraus geworden ist.

 

mehr Erfahren

Wenn die SuS etwas abzeichnen sind sie gezwungen, ganz genau hinzuschauen und Details wahrzunehmen. Thematische Möglichkeiten sind z. B.:

  • antike Weltkarte
  • hebräische oder griechische Schriftzeichen
  • Ikonen oder Heiligenbilder
  • Illustrationen zu Land und Leute Israels, z. B. zur Bundeslade. Eine anspruchsvolle Variante davon ist das Zeichendiktat: Die Lehrperson gibt die Anweisungen zum Zeichnen. Das kann auch paarweise durchgeführt werden, ein Kind hat das Bild, das andere nicht. Für diese Aufgabe eignen sich besonders auch symbolische Abbildungen, wie etwa das Flammarion oder eine vereinfachte Form des Meditationsbildes von Bruder Klaus.
  • Einen Text lesen oder hören und dazu im Sinne von Sketchnotes Skizzen erstellen.

Eine andere Möglichkeit: Die SuS erhalten ein “Lückenbild”, das sie aufgrund von schriftlichen Informationen ergänzen.

 

Zeigen

Anhand der entstandenen Werke lässt sich auf unterschiedliche Weise präsentieren und darstellen, was gelernt wurde.

Spezifischer ist der Einsatz der Methode, wenn das bildnerische Gestalten selbst dem Zeigen dient. Möglichkeiten dazu sind z. B.:

  • Die SuS erhalten biblische Texte zum Thema Tod und Leben. Aus alten Klarsichtmäppchen schneiden sie Figuren aus und gestalten mit diesen ein buntes Schattentheater am Hellraumprojektor oder Visualizer.
  • Die SuS haben sich in Gruppen mit je einem Schöpfungstag beschäftigt. Im Ostergottesdienst sind in der Kirche 7 FlipCharts aufgestellt. Während in der Lesung von Gen 1 ihr Schöpfungstag beschrieben wird, bemalen die Gruppen simultan ihr Plakat mit Fingerfarben.

 

1e Weiterlesen, mehr Ideen

Weitere fachdidaktische Informationen und Praxisideen finden sich z.B. bei:

Bruderer, Markus. (2006), RU kreativ. Methoden, Konzeptionen, Materialien für einen erfolgreichen Religionsunterricht., S. 51-53.

Goecke-Seischab, Margarete Luise. (1988), Miteinander kreativ sein. Bildnerisches Gestalten in kirchlichen Kinder-, Jugend- und Erwachsenengruppen. Karlsruhe: Kaufmann/Christophorus., ganzes Buch. Schon etwas in die Jahre gekommen, aber mit einer Fülle an praxiserprobten Techniken und konkreten Tipps.

Niehl, Franz W. & Thömmes, Arthur. (2014), 212 Methoden für den Religionsunterricht (2 ed.). München: Kösel., S. 183-206.

Szagun, Anna-Katharina. (2013), Glaubenswege begleiten. Neue Praxis religiösen Lernens. Hannover., ganzes Buch, insb. S. 41-112. Anna Katharina Szagun beschreibt in ihrer Langzeitstudie mit Kindern und Jugendlichen aus Rostock, wie sich deren Gottesbild im Lauf der Jahre entwickelt hat. Dafür arbeitet sie mit unterschiedlichen gestalterischen Methoden. So gibt das Buch nicht nur Einblick in die religiöse Entwicklung von Kindern, sondern liefert auch unzählige Praxisideen.

Das Schweizer Lehrmittel “bildÖffner” bietet stufengerechte Beispiele und Umsetzungsmöglichkeiten. In vielen Schulen ist es vorhanden.

2. Methode: Kreativ Schreiben

Gegenüber der mündlichen Sprache hat Schreiben den Vorteil, dass Wörter nicht nur hörbar, sondern auch sichtbar werden. Was aufgeschrieben wird, bleibt verfügbar, es kann ab- oder umgeschrieben werden, neu verarbeitet, kombiniert und ergänzt werden. Zudem ergeben sich daraus gestalterische Möglichkeiten, mit der Text- oder Schriftform zu spielen. Mit dem Schreiben einher geht eine Verlangsamung und oftmals eine Klärung des Denkens.

Beim kreativen Schreiben steht die persönliche Auseinandersetzung mit einem Thema im Vordergrund. Das Schreiben dient als Werkzeug für diese Auseinandersetzung. Nicht das Produkt ist das Entscheidende, sondern der Schreibprozess. Kreatives Schreiben meint also nicht einfach das Festhalten von Notizen, sondern die Auseinandersetzung mit einem Thema. Dabei “werden Erfahrungen vertieft und erweitert, hier wird das Wünschen geübt.” (Niehl & Thömmes, 2014, S. 108).

Beim kreativen Schreiben im religiösen Kontext geht es immer auch darum, Mittel gegen die religiöse Sprachlosigkeit zu finden. Im Schreiben wird der Umgang mit religiöser Sprache geübt, Ausdrucksweisen können ausprobiert und Formulierungen gesucht werden. Beim Lernen von religiöser Sprache spielen die aktive und die passive Anwendung ineinander: Je mehr Umgang mit religiösen Texten (Bibel, Gebete, Lieder, Heiligenlegenden, aber auch Bilderbücher, Gedichte und ähnliches) die SuS haben, desto leichter wird ihnen der eigene Ausdruck fallen. Und je geübter sie in der eigenen religiösen Ausdrucksweise sind, desto besser werden sie religiöse Texte verstehen. Für Anfänger*innen bieten sich darum Kombinationen von aktivem und passivem Sprachgebrauch an. Möglichkeiten dazu sind z. B. das Nacherzählen von Geschichten, das Erweitern von Psalmversen, das Anpassen eines Liedtextes.

 

Mögliche innere Hindernisse

Nicht alle SuS sind jederzeit bereit, sich auf die Prozesse einzulassen, die beim Schreiben ausgelöst werden können. Vielen fällt es besonders dann schwer, wenn sie über sich selbst und ihr Inneres schreiben sollen. Dies kommt insbesondere mit beginnender Pubertät am Übergang von Zyklus 2 und 3 oft vor. Hier ist das Schaffen einer geschützten und entspannten Atmosphäre besonders wichtig. So müssen sich die SuS zu 100% darauf verlassen können, dass ihre Texte nur mit ihrer Zustimmung von anderen gesehen werden. Ausserdem hilft es in der Regel, wenn die SuS nicht direkt über sich selbst schreiben müssen, sondern eine andere Perspektive wählen können.

Leider ist das Schreiben bei nicht wenigen SuS mit Arbeit, Anstrengung, Zwang konnotiert. Solche Gefühle behindern die Kreativität. Entscheidend ist darum eine entspannte Atmosphäre. Es hilft, wenn die Lehrperson den Sinn und die Art dieses Schreibens erklärt und sagt, dass es nicht auf schöne Schrift ankommt, dass Fehler keine Rolle spielen (zum Umgang damit s. den übernächsten Abschnitt) und dass die SuS selbst entscheiden, ob sie ihren Text irgendwem zeigen wollen oder nicht. Auch die Sprache selbst kann ein Hindernis darstellen. Wenn immer möglich dürfen die SuS die Texte in der eigenen Muttersprache schreiben.

Das Schreiben soll Spass machen! Hilfreich dabei ist, jeweils mehrere Schreibaufträge vorzuschlagen, die unterschiedlich enge Vorgaben machen. Daraus können die SuS dann einen Schreibauftrag auswählen.

 

Einen Rahmen bieten

Kreativität braucht eine Form. Anders als man auf den ersten Blick annehmen könnte, wird das kreative Schreiben durch klare Vorgaben nicht erschwert, sondern erleichtert. Formale oder inhaltliche Vorgaben stecken das Feld ab, innerhalb dessen der Kreativität freien Lauf gelassen werden kann.

Formale Vorgaben können sein:

  • Automatisch schreiben: Während 7 Min. alles aufschreiben, was durch den Kopf geht. Wenn der Kopf einen Moment lang leer ist, dann einfach eine Wellenlinie zeichnen, bis der nächste Gedanke kommt, der dann wieder aufgeschrieben wird. Das ergibt eine Art Gedankenprotokoll und bietet ideales “Sprachmaterial”, mit dem später weitergearbeitet werden kann.
  • Alle Wörter aus einer Liste müssen vorkommen.
  • Die Wörter eines bestehenden Psalmverses so umstellen, dass sich ein neuer Sinn ergibt.
  • Einen bestehenden Text in sein Gegenteil umschreiben.
  • Bauform resp. Textstruktur vorgeben, z. B.:
    • Feste Formen wie etwa Elfchen, bestehend aus elf Worten; Haiku, bestehend aus drei Zeilen und maximal 17 Silben; Limerick mit dem Reimschema aabba; … Ein entsprechend vorbereitetes Arbeitsblatt erleichtert die Arbeit sehr.
    • Rätsel schreiben zu Symbolen oder Gefühlen, die dann von den anderen Kindern gelöst werden. Dafür kann z. B. eine Leerpostkarte verwendet werden, auf deren einen Seite geschrieben, auf der anderen Seite gezeichnet wird.
    • 4-Satz-Geschichten schreiben: Wo, Wer, Was passiert, überraschender Schluss. Für N1 und N2 können auch Möglichkeiten vorgeschlagen werden, also eine Auswahl von drei Orten, drei Figuren, drei Handlungsinputs und die SuS finden dann noch einen ganz eigenen Schluss.
    • Angefangene Gedicht- oder Gebetsform weiterführen oder einzelne Lücken füllen.
    • Akrostichon: Jeder Buchstabe eines Wortes wird als Anfangsbuchstabe eines anderen Wortes verwendet. Fortgeschrittene schreiben auf diese Weise einen Satz oder kurzen Text, in dem die Anfangsbuchstaben nacheinander gelesen wieder ein Wort ergeben. Bsp. Jetzt endlich segne uns sacht!
    • Klangliche Vorgaben: Alle (Haupt)Wörter müssen mit demselben Buchstaben beginnen; alle Wörter müssen denselben Vokal enthalten; möglichst viele Zischlaute sollen vorkommen, …

Inhaltliche Vorgaben:

  • eine überraschende Perspektive einnehmen, z. B.: Was denkt eigentlich die Kerze am Nebenaltar?
  • Sinneseindrücke beschreiben, z. B.: So riecht es in der Kirche. So schmeckt eine Hostie.
  • etwas ganz genau beschreiben: Eine Person, eine Figur, ein Gegenstand, ein Gefühl, …
  • ein rätselhaftes Bild beschreiben oder eine Geschichte dazu erfinden.
  • einen fiktiven Tagebucheintrag oder einen Brief schreiben.
  • einer Figur aus einer Geschichte ein Gebet in den Mund legen.
  • vorgegebene Bausteine zu einem Text fügen. Die Bausteine können mit Geschichtenwürfeln gewürfelt oder aus den Symbolkarten von Rainer Oberthür gezogen werden.

An der Schnittstelle zwischen kreativem Schreiben und bildnerischem Gestalten stehen Aufträge, die Buchstaben und Bilder zusammenbringen oder Schönschrift-Aufträge. So kann auch durch die besondere Gestaltung von Buchstaben oder ein spezifisches Schriftbild etwas ausgedrückt werden.

Selbstverständlich können Schriftstücke auch illustriert oder etwa als Comic dargestellt werden. Eine beliebte Form für letzteres wäre, dass der ganze Text in den Sprechblasen aus Comic-Ausdrücken besteht, also grrr, ächz, kicher etc. Das eignet sich sehr gut für die Arbeit mit Psalmen.

 

Rückmeldungen auf Texte der SuS

Während des Schreibprozesses spielen Grammatik und Rechtschreibung keine Rolle. Die SuS sollen einfach so schreiben, wie es ihnen am leichtesten fällt und wenn möglich die “Korrekturstelle im Kopf” ausschalten. Selbstverständlich aber gibt die Lehrperson Auskunft, wenn ein Kind nach einer korrekten Schreibweise fragt.

Wenn Texte in irgendeiner Art publiziert oder weiterverwendet werden, können Fehler darin behutsam korrigiert werden. Vielen Kindern ist es wichtig, dass ihre Texte orthographisch korrekt sind. Die Lehrperson kann z. B. sagen: “Es gibt noch ein paar Rechtschreibfehler in deinem Text. Soll ich sie dir sagen?”

Wenn über längere Zeit an einem Text gearbeitet und geschliffen wird, kann die Lehrperson anregen, auch über den Stil nachzudenken. Z. B. “Findest du noch ein spannenderes Wort statt ‘gut’?”; “Schau mal, du hast drei Wörter im Satz, die mit M beginnen. Vielleicht findest du noch mehr M-Wörter?”; “Du hast viele lange Sätze geschrieben.  Der Text wird einfacher, wenn du kürzere Sätze daraus machst.”

Bei alledem ist zu beachten, dass die sprachliche Ausdrucksfähigkeit in aller Regel der religiösen Entwicklung hinterher hinkt. Was die SuS schriftlich ausdrücken, umfasst nicht alles, was in ihnen vorgeht. Rückmeldungen auf Texte sind darum äusserst behutsam zu handhaben. Das führt für die Lehrperson zu einem Zwiespalt. Einerseits ist es die Aufgabe der Lehrperson, die Lernenden im Umgang mit religiöser Sprache zu unterstützen. Dazu gehören auch Hinweise auf Formulierungsmöglichkeiten, z. B. indem Wort- oder Satzbausteine zur Verfügung gestellt werden. Andererseits muss unbedingt vermieden werden, dass solche Rückmeldungen als Kritik an der Sprache der SuS oder gar als Kritik am Inhalt ihres Textes aufgefasst wird. Am besten wird dieser Zwiespalt im Unterricht benannt und so die SuS in die Entscheidung mit einbezogen, wie viel Hilfestellung der Lehrperson sie erhalten möchten.

 

Vorbereitung der Lehrperson

Die Lehrperson formuliert 2-4 Schreibaufträge, die:

  • motivieren
  • zur Intensivierung mit dem Thema anregen. Also dazu anregen, …
    • … dieses noch tiefer zu durchdringen.
    • … dieses mit sich selbst in Bezug zu bringen.
    • … eine eigene Quintessenz zu finden.
    • … die eigene Haltung dazu zu hinterfragen.
  • mit den bisherigen Lernphasen und der Phase Z in Verbindung stehen
  • den Ressourcen der SuS entsprechen
  • in der verfügbaren Zeit bearbeitbar sind

Tipp: Es hilft, sich ganz konkrete Kinder vorzustellen. “Worüber würde Franz gerne schreiben?”

Zur Vorbereitung gehören ausserdem folgende Fragen:

  • Wie kann die Vertraulichkeit während des Schreibens und danach garantiert werden? Braucht es Sichtschutz, damit sich alle wohlfühlen? Können sich die SuS auf weitere Räume, nach draussen, in den Flur verteilen? – Oder ist bei diesem Schreibauftrag gar keine Vertraulichkeit nötig, z. B. weil die SuS kreativ zusammenarbeiten und sich von den anderen inspirieren lassen sollen?
  • Wann ist ein Text “fertig”? Wie ausgereift soll er sein? Passiert danach etwas damit?
  • Gibt es eine Minimal- resp. eine Maximallänge der Texte? Ist diese für alle SuS gleich?
  • Wie wird die Arbeit der SuS gewürdigt, auch bei jenen, die ihren Text privat halten wollen? (Ideen dazu unten bei “Reflexion”)
  • Könnte eine meditative Musik die Schreibatmosphäre unterstützen?
  • Braucht es bestimmtes Material? Schönes Papier? Stifte? Computer? Schreibmaschine? Stempel?
  • Braucht es eine Vorbereitung zum Schreiben?
    • Formal: Sind die gefragten Textformen bekannt oder müssen sie zuerst eingeführt und ausprobiert werden?
    • Inhaltlich, z. B.:
      • Wörtersammlung im Plenum als Mindmap oder als Wörterturm, bei dem zuunterst die Basiswörter stehen, dann darauf aufbauende Wörter und vielleicht auch noch Balkone, Türen, Fenster …
      • schriftliches Gruppengespräch.
      • Gedankenaustausch zu zweit.
      • anregende Bilder oder Gegenstände.
      • zur Vorbereitung zum Erfinden von Geschichten können spontane Rollenspiele dienen.
      • zur Vorbereitung von Nacherzählungen schreibt die Lehrperson Stichworte aus der Geschichte auf Lose (Zachäus, Baum, Menschenmenge, Jesus, Geld). Jedes Kind zieht ein Los und sagt dann im Kreis wer oder was es ist und beschreibt sich selbst.
    • Atmosphärisch: Meditation / Stilleübung, Konzentrationsübung (z. B. gemeinsames Klopfen eines Rhythmus), Bewegung, Arbeitsplätze vorbereiten, …

 

2b Kreativ Schreiben – kompetenzorientiert

Rolle von Lehrperson und Lernenden

Sobald die Schreibaufträge eingeführt sind, hält sich die Lehrperson ganz zurück. Sie bleibt an ihrem Pult, damit die Privatsphäre der Schreibenden gewahrt ist. Die SuS halten es ebenso. Sie melden sich, wenn sie Hilfe brauchen.

Die Hauptaufgabe der Lehrperson ist es, die gelassene und konzentrierte Schreibatmosphäre zu unterstützen und zu schützen. Sie steht bei Bedarf jenen SuS zur Verfügung, die eine Unterstützung von ihr möchten.

 

Inhaltliche Tiefe erreichen

Neben geschickt gewählten Schreibaufträgen und genügend Zeit braucht es oft auch eine gewisse Beharrlichkeit, um in die Tiefe zu kommen. Die SuS sollen lernen, dass Schreiben ein Prozess ist, der meistens mehrere Anläufe braucht. Es lohnt sich, von Anfang gezielt mit mehreren Entwürfen zu arbeiten und also die SuS z. B. drei mögliche Anfänge schreiben lassen, von denen sie dann einen zum Weiterarbeiten auswählen. Wenn die Lernenden einmal erlebt haben, wie am Ende eines längeren Schreibprozesses ein Text entstanden ist, der einfach “stimmt”, dann haben sie sehr viel über sich selbst und über die Qualität religiöser Sprache gelernt.

Die Lehrperson kann die SuS darin unterstützen, indem sie sie zum Überarbeiten anregt. Z. B.

  • “Denk noch einmal zehn Minuten nach. Vielleicht merkst du dann, dass du etwas noch genauer schreiben kannst.”
  • “Leg den Text weg und lies ihn in einer halben Stunde noch einmal. Bist du dann immer noch zufrieden mit ihm?”
  • “Leg den Text weg, male ein Bild zu dem, was dir im Text wichtig ist. Lies ihn danach noch einmal.”
  • “Lies dir den Text selbst laut vor. Du darfst dich dazu auch bewegen, z. B. über den Pausenplatz spazieren.”
  • “Lies den Text jemand anderem vor.”
  • “Schreibe probehalber einen anderen Schluss. Welcher gefällt dir besser?”
  • “Schreibe den Text noch einmal ab. Aber baue mindestens 5 Veränderungen ein.”

 

Differenzierungsmöglichkeiten und / oder Niveauanpassungen

Einfache Formen von kreativem Schreiben können angewendet werden, sobald die SuS die ersten Buchstaben kennen. Selbstverständlich sind dann sehr einfache Schreibaufträge gefragt. Diese können meistens auch mit Zeichnen verbunden werden: “Schreibe oder zeichne …”, eine weitere Hilfe ist das Abschreiben.

Beim kreativen Schreiben ist jedes Kind auf dem eigenen Niveau aktiv. Je nachdem wird es bekannte Texte oder Textbausteine analog verwenden (N1) oder mit eigenen Aspekten ergänzen (N2) oder ganz neue Muster und Ausdrucksformen erfinden (N3). Nicht selten mischen sich diese Ebenen beim Schreiben.

Zusätzlich kann und soll in den Aufgabenstellungen differenziert werden. Am einfachsten ist es, eine Form vorzugeben und bezüglich Inhalt unterschiedliche Schreibanlässe zu geben – oder umgekehrt.

Wenn möglich sollen die SuS selbst entscheiden können, wann ihr Text “fertig” ist.

 

Präsentation und Reflexion

Die Reflexion kann sich auf den Schreibprozess beziehen oder auf den entstandenen Text. Wenn die SuS im Klassengespräch von ihren Schreiberfahrungen berichten, können sie voneinander lernen, wie unterschiedlich der Umgang mit Einfällen und Blockaden beim Schreiben sein kann.

Vielleicht sind im Schreibprozess sehr persönliche Werke entstanden. Diese sind auf jeden Fall wertzuschätzen und zu würdigen. Beurteilungen wie schön / schludrig / gut / … sind unbedingt zu vermeiden.

Einerseits sollen die SuS die Gelegenheit erhalten, ihre Texte zu präsentieren, andererseits muss respektiert werden, wenn jemand das nicht möchte.

Einige Möglichkeiten zur Textpräsentation:

  • Alle lesen etwas aus ihrem Text vor. Mindestens ein Wort – maximal den ganzen Text.
  • Alle geben die Texte anonym der Lehrperson oder einem Kind. Diese*r liest sie vor. Alternativ: Die Texte werden unter den SuS zugelost, so dass jede und jeder einen Text vorliest, ohne zu wissen, von wem er stammt.
  • Die Texte werden von weit weg gezeigt, sodass keine Einzelheiten zu erkennen sind.
  • Die Texte werden aufgehängt und stumm gelesen. Gewissen Stellen können mit Post-its zugedeckt werden.
  • Einander die Texte zu zweit oder in kleinen Gruppen vorlesen.
  • Ausstellung der Texte: Die SuS präsentieren ihren Text auf schön gestaltetem Grund/Legematerial. Entweder stumm oder mit vorlesen. Das kann z. B. in zwei Gruppen geschehen: Die einen bleiben bei ihrem Text, die anderen gehen beim Gongschlag jeweils zum nächsten Text und lassen ihn sich vorlesen, danach wird gewechselt.
  • Die Klasse gestaltet ein Klassenleporello mit Lieblingstexten. Dazu werden die Texte auf A5 Halbkarton geklebt und mit Klebeband zu einem beliebig anwachsenden Leporello verbunden.
  • Für kurze Geschichten sind Faltbüchlein sehr beliebt (im Internet gibt es zahlreiche Anleitungen dazu)

 

2c Kreativ Schreiben in der Phase I

Aufgrund der oben beschriebenen Eigenschaften des Schreibens eignet sich diese Methode sehr gut für die intensive Auseinandersetzung mit einem Thema: Es verlangsamt das Denken, es zwingt zur Klarheit, es erleichtert die Reflexion und das Überarbeiten, es ist ein Mittel zur Wahrnehmungsschärfung und zur Verdichtung, es kann die Phantasie anregen und das Wünschen schulen.

 

2d Kreativ Schreiben als Methode in den anderen Lernphasen

Begegnen

Texte der SuS werden selbst zum Ort der Begegnung. Dazu eigenen sich auch die oben beschriebenen Übungen zur Vorbereitung auf das Schreiben. Weitere Möglichkeiten dazu:

  • Während einer gewissen Zeit führen die SuS ein “Wunder-Tagebuch”. Ihre Beobachtungen bilden den Einstieg ins Thema “Wunder” (1B_1; 2B_3; 3A_3)
  • Alle schreiben ein Elfchen, dessen erstes Wort lautet: “ich”. Diese Elfchen führen dann in die verschiedenen Aspekte von eigener Identität ein. (1A_1/2/4; 3A_1/2; 4A_1)
  • Die SuS schreiben alles auf, was ihnen zu “Sünde” einfällt. Das kann z. B. in Form eines stummen Gesprächs an Plakaten oder an der Wandtafel geschehen. Die Stichworte und Aussagen bilden den Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit dem christlichen Verständnis von Sünde. (2E_7)

 

mehr Erfahren

Beim Erfahren geht es um die Vermittlung von Neuem. Somit kann der Inhalt des Geschriebenen in dieser Phase nicht von den SuS selbst kommen. Dementsprechend bieten sich Schönschreiben und Schreibbilder an. Möglichkeiten dazu:

  • Alle Fachbegriffe zu einem Thema so schön wie möglich abschreiben, sodass die Buchstaben eines Wortes untereinander stehen. In einem zweiten Schritt könnten sich die SuS zu jedem Begriff schlau machen und dann dazu jeweils ein Akrostichon erstellen.
  • Während des Lesens von Informationen Merksätze schön aufschreiben und gestalten.
  • Informationen zu einem Thema Schritt für Schritt in ein Schreibbild verwandeln. Die einfachste Form wäre ein Mindmap, bei dem die Wörter / Aussagen thematisch sortiert werden. Anspruchsvoller ist ein Wörterturm oder eine Wortlandschaft (Wörter und Sätze werden in Form von Landschaftselementen aufgeschrieben).
  • Auch das konzentrierte Abschreiben eines Textes ist möglich. Wenn dieser zudem mit Lücken oder mit Denk- und Sprechblasen ergänzt wird, gibt es auch Raum für die Kreativität der SuS.

 

Zeigen

Die beim kreativen Schreiben entstandenen Texte eignen sich unter Umständen als Produkte zum Zeigen des Gelernten oder können mit wenig Zusatzaufwand dafür (um)gestaltet werden.

Auch der Schreibprozess selbst kann dem Aufzeigen des Gelernten dienen. Am Ende ihres Lernprozesses blicken die SuS auf die einzelnen Phasen zurück und reflektieren diese schreibend. Eine mögliche Aufgabenstellung für Zyklus 2 könnte lauten:

“Seit den Frühlingsferien setzten wir uns mit dem Thema Tod auseinander. Wir haben den Friedhof besucht und eine Beerdigung gesehen. Wir haben viel darüber geredet und gelesen. Jetzt sind wir am Ende dieser Unterrichtsreihe. Erinnere dich an das, was wir gemacht haben und verfasse einen Reisebericht: Wie ging es dir auf dieser Reise? Wie geht es dir jetzt? Was hast du alles gelernt? Benutze das Material aus dem Heft. Du kannst zeichnen, malen, etwas einkleben, schreiben, dichten.” (2B_4)

 

2e Weiterlesen, mehr Ideen

Weitere fachdidaktische Informationen und Praxisideen finden sich z.B. bei:

Dörrie, Doris. (2019), Leben, Schreiben, Atmen. Eine Einladung zum Schreiben. Zürich: Diogenes., ganzes Buch. Vor allem als Anregung für Lehrpersonen, die im Schreiben noch nicht zu Hause sind. Doris Dörrie schildert unzählige Szenen, bringt einfache Schreibtipps und sinniert gleichzeitig über ihr eigenes Schreiben und das Schreiben ganz allgemein.

Niehl, Franz W. & Thömmes, Arthur. (2014), 212 Methoden für den Religionsunterricht (2 ed.). München: Kösel., S. 79-181 befasst sich allgemein mit dem Thema “Sprache”, auf den S. 107-130 geht es ums Schreiben.

Platsch, Anna. (2010), Schreiben als Weg. Von der kreativen Kraft des Wortes. Bielefeld: Theseus.

Wagener, Elena. (2014), Kreatives Schreiben im Religionsunterricht der Grundschule am Beipsiel der Davidsgeschichte (28). Kassel., ganzes Buch mit Beispielen und Reflexionen aus der Praxis.

Zopfi, Christa, Nussbaumer, Olivia & Zurschmitten, Evi. (2012), Schreiben mit allen Sinnen. Kreatives Schreiben im Unterricht. Hölstein: LCH Lehrmittel 4bis8.