Jeden Abend erzählt jemand anderes. Mal alleine, mal zu zweit. Es wirken auch ältere Kinder und Jugendliche mit. Die Präsentation der Geschichten ist vielfältig und jedem freigestellt. Das reicht von einer erlebnisreichen Mitmachgeschichte bis zum farbenfrohen Mittebild mit Fischernetz und Fischchen. Montag bis Donnerstag sind Bibelgeschichten an der Reihe. In diesem Jahr wurden Geschichten aus dem Ersten Testament erzählt. Im nächsten Jahr ist dann wieder das Neue Testament an der Reihe. Das wechselt ab. Am Freitag erzählen zwei Frauen mit Handpuppen eine wertebasierte, nichtbiblische Geschichte. So ist jeder Abend einmalig. Selbst der Erzählplatz im Zelt wird individuell gewählt. Die Abwechslung bei den Erzählmethoden und den Erzählpersonen kommt gut an. Es ist eine Mischung aus geläufigen und eher unbekannten Geschichten. Auf alle Fälle regen alle Geschichten zum Nachdenken an und können mit dem eigenen Leben verknüpft werden.

Normalerweise hören die Kinder Bibeltexte im Gottesdienst oder im Schulzimmer. Werden Geschichten, die von einem Gott erzählen, der mitgeht, so wie es einst die Israeliten erlebten, in einem Nomadenzelt erzählt, verschmelzen die biblische Geschichte und die Umgebung zu einer einmaligen Stimmung. Die frohe Botschaft wird nach draussen getragen und nicht nur in sakralen Räumen verkündet. Das grosse Zelt macht gwundrig und spricht auch Menschen an, die mit Kirche und Kirchenraum wenig anfangen können. Die Kinder sitzen auf kleinen Teppichen am Boden – so wie die Beduinen auch. Die Begleitpersonen können wählen, ob sie am Boden oder auf Stühlen Platz nehmen.

Das Besondere des Zeltes ist gleichzeitig das Schwierige. Zum Auf- und Abbau braucht es drei Personen. Zudem ist der Anlass im Zelt vom Wetter beeinflusst. An sehr heissen Tagen ist es im Zelt sehr warm. In diesem Jahr war es der starke Regen, der das Zelt überflutete und das Improvisationstalent des Teams herausforderte. Kurzfristig wurde der Anlass in das alte Pfarrhaus verlegt. Dieses wurde provisorisch mit Tüchern zum Beduinenzelt umgestaltet und ist vom Ambiente her sehr schön. In diesen alten Gemäuern ist es dann auch im Sommer kühler. Das Team will diese Alternative auch im nächsten Jahr testen.

Jeder Abend ist anders und doch gibt es einen Roten Faden, weil das für die Kinder wichtig ist. Start ist um 17.00 Uhr und Ende um 18.00 Uhr. Es beginnt damit, dass ein Kind die grosse Kerze anzündet. Die brennt immer. Dann wird die Geschichte präsentiert. Manchmal gibt es noch ein Lied. Es endet mit einem Abschlusssegen. Häufig dürfen die Kinder ein zum Thema passendes “Bhaltis” mit nach Hause nehmen. Insgesamt dauert es zwischen 20 bis 30 Minuten. Im Anschluss gibt es Sirup und eine Kleinigkeit zu essen. Bei der Erzählung vom Fischfang gab es z. B. Knabberfischchen. Am Freitag endet das Geschichten-Zelt mit einer grossen Teilete. Es wird grilliert, gelacht und geredet. Das ist immer ein sehr schöner Ausklang der Geschichtenwoche. Das Team unterstützt sich gegenseitig. Wer kann, der kommt und hilft. Es soll Zeit sein, um mit den Besuchenden ins Gespräch zu kommen. Sabine Siebenhaar reserviert sich die ganze Woche.

In jedem Jahr gibt es relativ bald nach der Geschichtenwoche ein Auswertungstreffen. Hier wird gebündelt, was gut gelaufen ist und was es zu diskutieren gibt. Hier kam z. B. schon zur Sprache, ob 17.00 Uhr eine passende Zeit ist. Bei heissem Wetter sind manche Familien noch in der Badi. Es ist der Entscheid gefallen, die Zeit beizubehalten, weil es sich sonst mit der Abendessenszeit in den Familien überschneidet. Im Mai trifft sich das ganze Team zu einer Vorbereitungssitzung. Es wird festgelegt, wer wann welche Geschichte erzählen will. Die Einladung zu den zwei Sitzungen wird abwechselnd von der katholischen Pfarrei und der reformierten Kirchgemeinde übernommen. Dieses gute Miteinander ist auch nach aussen hin sichtbar und wird begrüsst.

Wer das Geschichten-Zelt in Ehrendingen besuchen oder nähere Informationen will, der kann sich bei Sabine Siebenhaar per Mail melden.

Danke an Sabine Siebenhaar für das engagierte Erzählen von diesem tollen Ferienprojekt für Familien. Das Gespräch führte Christiane Burgert-Rothmaier von der Fachstelle Katechese – Medien in Aarau.