Worum es geht

Bei jeder Taufe wird für das getaufte Kind ein Klangstab an den Taufbaum gehängt, der sich neben dem Taufstein befindet. Frau Wunderlin führt aus: „Die Klangstäbe am Baum sollen wohlklingende Töne anstimmen und jedem Täufling die Gewissheit geben: ‘Ich habe dich bei deinem Namen gerufen: Du bist mein!’» Dieser Ermutigungsvers aus Jesaja steht auch als Motto auf dem Taufbaum und ist für alle sichtbar.

Wer die Kirche betritt, kann die Taufstäbe am Baum anschlagen. Dazu liegt beim Taufbaum ein Klöppel bereit. Mit jeder Taufe kommt ein Klang dazu, so dass sich der Baum über das Jahr füllt. Insgesamt gibt es drei unterschiedliche Töne, die alle miteinander harmonieren. Bei der Einweihung des Taufbaumes führte Frau Wunderlin in ihrer Predigt aus: «Jeder einzelne Klangstab wird schön erklingen, so wie jedes Kind einzigartig und kostbar ist. Schlägt man aber die Klangstäbe mehrerer Täuflinge nacheinander an, so verschmelzen die verschiedenen Töne zu einer Klanggemeinschaft, so wie die Christen auch eine Gemeinschaft sind.»

Der Taufbaum regt manche Tauffamilien an, im Jahr der Taufe in die Kirche zurückzukehren und die Veränderungen des Baumes zu beobachten und den Baum zum Klingen zu bringen. Durch die Installation werden für alle Gemeindemitglieder die Täuflinge sichtbar. Zudem erinnert der Taufbaum alle Kirchenbesuchenden an die eigene Taufe und ist ein Sinnbild für die Gemeinschaft aller Getauften.

Die Gestaltung

Bei der Herstellung der Klangstäbe werden die Familien selbst aktiv. Beim Taufgespräch erhalten sie eine leicht verständliche Anleitung und das nötige Material. Eine der Aufgaben ist das Beschriften der dazugehörigen Holzscheibe. Auf der Vorderseite notieren die Familien den Vornamen des Kindes. Auf der Rückseite das Taufdatum. Die Familien freuen sich, wenn sie den Namen ihres Kindes auf dem Taufbaum entdecken. Durch den Einbezug der Mütter und Väter werden manche angeregt, sich intensiver mit der Bedeutung der Taufe auseinanderzusetzen.

Organisation und Kosten

Frau Wunderlin gibt zu bedenken, dass es in grossen Pastoralräumen mit unterschiedlichen Taufbaumprojekten für die Seelsorgenden und Taufspender viel Koordination und Organisation braucht, damit nichts untergeht oder verwechselt wird. In St. Sebastian hütet der Sakristan alle Materialien für den Klangstab. Auf einer Liste notiert er, welche Familie welchen Klangstabton erhält. So kann sichergestellt werden, dass für Geschwisterkinder verschiedene Klänge bereitgestellt werden. Die Pfarreisekretärin stellt das Infoblatt und das Material für das Taufgespräch zusammen. Die Stäbe sind aus hochwertigem Material gefertigt. Pro Stab liegen die Materialkosten bei ca. 20,- CHF. Diese Kosten übernimmt die Pfarrei. Die Familien bringen den gestalteten Klangstab zur Taufe mit. Am Ende der Feier wird er an den Taufbaum gehängt.

Tauferinnerungsfeier mit Klangstabrückgabe

Zu Beginn des Folgejahres findet an einem Nachmittag für alle Tauffamilien eine Tauferinnerungsfeier statt. Zu diesem Anlass sind die ganzen Familien eingeladen. Während der Feier werden nacheinander die Namen der Taufkinder des letzten Jahres vorgelesen. Dazu kommen die Familien der Reihe nach vorne, um ihren Klangstab abzuholen. Der Klangstab ist eine schöne Erinnerung an die Taufe. Er ist ein nachhaltiges Geschenk, welches den Täufling ein ganzes Leben begleiten kann. Mit dem Klangstab wird ein Gebet überreicht, welches eine Verbindung zum Alltag der Familien schafft.

Nach der Tauferinnerungsfeier sind alle herzlich zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Es gibt Zeit für Begegnung und Austausch. Neben dem Pfarreiteam wirkt die Gruppe Familienstern mit. Diese Gruppe gehört zur Pfarrei und bietet ein vielfältiges Jahresprogramm für junge Familien. An diesem Anlass sorgt Familienstern für frisch gebackenen Kuchen, der Gross und Klein gut schmeckt. Die Atmosphäre ist locker und neue Kontakte werden geknüpft. Auch für das nächste Jahr ist ein solcher Anlass zur Rückgabe der Stäbe geplant.

Wie es zum Taufbaum kam

Im Januar 2018 hat sich der Pfarreirat der Pfarrei St. Sebastian intensiv mit der Idee auseinandergesetzt wie die Täuflinge in der Kirche besser wahrgenommen werden könnten. Es sollte etwas sein, was die Getauften lange begleitet und an das Sakrament erinnert. Durch diese Initialzündung des Pfarreirates entstand der klingende Taufbaum. Dass dieses Projekt aus der Gemeinde heraus entwickelt wurde und der Pfarreirat weiterhin Ansprechpartner fürs Projekt bleibt, findet Frau Wunderlin toll. So ziehen alle gemeinsam an einem Strang. Die damalige Gemeindeleiterin, Ulrike Zimmermann, begleitete den Entstehungsprozess. Für den Taufbaum wurde ein Wettinger Kirschbaum verarbeitet, der aufgrund eines Sturmschadens gefällt werden musste. Der ortsansässige Schreiner Martin Bruggisser setzte die Idee kompetent um. Im Januar 2019 wurde am Fest „Taufe des Herrn“ bei einem Tauferinnerungsgottesdienst der Erstkommunionkinder der Taufbaum gesegnet und eingeweiht.

Das Fazit

Selbstkritisch und offen fasst Frau Wunderlin am Ende des Gespräches zusammen: «Bei aller objektiven Schönheit und Symbolhaftigkeit, die ein Taufbaum anzubieten vermag, stehen und fallen solche Projekte mit einer sinnvollen Taufpastoral. Um zu einer solchen zu gelangen, bedarf es einer Konzeptionierung, die auch personelle Ressourcen im Blick behält. (Unser Projekt wurde in Zeiten von Personalmangel und -umbrüchen aufgegleist). Dabei kommt man nicht umhin sich mit sakramentenrechtlichen Bestimmungen auseinanderzusetzen, sodass ein Konzept am Ende fruchtbar wird.»

Wer nähere Informationen zum Taufbaum in St. Sebastian will, kann sich bei Christina Wunderlin melden.

Danke an Christina Wunderlin für das Good-practice-Beispiel aus der Pfarrei St. Sebastian in Wettingen.