Familie als pädagogisches Verhältnis

Eine bekannte Definition von Familie hat vor bald 100 Jahren der Theologe und Pädagoge Friedrich Schleiermacher (1768-1834) geprägt: Er verstand das pädagogische Verhältnis zwischen der älteren und jüngeren Generation als konstitutiv für eine Familie. Entscheidend für eine Familie ist demnach die Generationsbeziehung, die sich in der Gestaltung der Eltern-Kind-Beziehung konkretisiert. Der Religionspädagoge Michael Domsgen denkt die liberale Definition Schleiermachers weiter: Ob dann Kinder (oder Eltern) leiblich sind, ist nicht grundlegend, es kommt auf die Beziehung an. Auch die gemeinsame Haushaltsführung ist kein ausschliessliches Kriterium. Entscheidend ist die Eltern-Kind-Beziehung, die insbesondere auf zwei Säulen ruht: Kooperation und Solidarität. Das passt genau zu dem in der Überschrift zitierten Satz eines Jugendlichen: „Familie ist, wo man nicht hinausgeworfen wird.“ (Domsgen, 2006, 468).

Wurzeln und Flügel

Von Goethe stammt die berühmte pädagogische Einsicht, Kinder sollten von ihren Eltern vor allem zwei Dinge bekommen: Wurzeln und Flügel. Gerade in Bezug auf die religiöse Erziehung in den Familien gilt auch die Fortsetzung dieses Zitats:

Wenn sie klein sind, brauchen sie Wurzeln, wenn sie gross sind, brauchen sie Flügel.

Dass religiöse Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen wichtig sind, darüber besteht kein Zweifel. Für viele junge Familien ist die religiöse Erziehung ihrer Kinder allerdings ein heikles Thema. Zwar wünschen sich die meisten Mütter und Väter, dass ihre Kinder einen tragfähigen Lebensglauben finden, eine Beziehung zu Gott, zu Glaube und Religion aufbauen und sich Werte aneignen, die ihnen förderlich sind. „Aber so, wie das in meiner Kindheit war, kann religiöse Erziehung ja wohl nicht mehr sein!“, klagt eine Mutter und fährt fort „Besonders hilflos bin ich bei Ritualen und Gebeten. Andere Eltern beten noch am Abend mit ihren Kindern, aber ich fühle mich unsicher und überfordert.“ Sie steht stellvertretend für viele (Cebulj, 2017, 250).

Familienbiografische Katechese

Dieser Hilflosigkeit versucht das Konzept der Familienbiografischen Katechese (FBK) Rechnung zu tragen. Da die Katechese im Blick auf die heutigen Familien oft ihr Ziel verfehlt, Menschen  bei der Lebensgestaltung aus dem Glauben zu helfen, versucht die FBK real existierende Familien in ihren alltäglichen familienbiografischen Situationen zu unterstützen. In diesem Konzept ist die Überzeugung leitend, dass das Leben als Familie zumindest fragmentarisch besser gelingen kann, wenn der Zuspruch und Anspruch Gottes wegleitend wird. FBK ist – bei allen Grenzen, die dieses Konzept hat- ein vielversprechender Weg zukünftiger Gemeinde- und Sakramentenkatechese (Hauf, 2011, 464).

Welche Kirche tut Familien gut?

Wer mehr zu diesem Konzept und anderen praktisch-theologischen Fragen rund um das Thema Familie wissen will, sei herzlich eingeladen zur Jahrestagung 2018 des Pastoralinstituts der Theologischen Hochschule Chur. Sie findet statt am Do. 15.02.2018 im Centrum 66 in Zürich.