Schritt 1: Familien akzeptieren

Wer kennt es nicht, das Lamentieren im Kirchentopf über Eltern, denen scheinbar die religiöse Erziehung nicht wichtig ist, über Familien, die vorgegebenen Terminen fernbleiben, aber auch über Bezugspersonen, denen ohne Beichte vor der Erstkommunion etwas fehlt. Schritt 1 ist eigentlich ganz leicht: annehmen statt urteilen. Es braucht nichts am katechetischen Angebot geändert zu werden. Bloss den Entscheid darüber, wie es genutzt wird, treffen die Familien selbst. Und die Kirche bleibt – unabhängig von deren Entscheidung – einladend.

Schritt 2: Familien berücksichtigen

Ein bisschen anspruchsvoller ist der zweite Schritt. Hier wird die Katechese auf Familientauglichkeit überprüft und mögliche Hindernisse im Angebot beseitigt. Mittwochnachmittage sind für berufstätige Bezugspersonen schwer zu arrangieren, also verlegt man den Termin auf Samstag oder Sonntag. Oma und Opa betreuen die Kinder regelmässig, also werden sie als mögliche Begleitpersonen aktiv eingeladen. Das Geld ist insbesondere in Einelternfamilien häufig knapp, also verzichtet man auf die Gebühr zur Reinigung des Erstkommuniongewands. Das Geschwisterkind kann nicht alleine daheim bleiben, also darf es gerne zu Angeboten mitkommen. Eine Auswahl, worauf es zu achten gilt, findet sich im Dokument “Familienrealitäten berücksichtigen“.

Schritt 3: Vielfältige Familien verlangen vielfältige Angebote

Familien gab es schon immer in vielen Formen. Zugenommen hat in den letzten Jahren vor allem die Einsicht, dass all diese Formen gleichberechtigt sind. Schritt 3 öffnet den katechetischen Blick dafür, dass Familie nicht gleich Familie ist. Statt zu werten, bietet sie deshalb verschiedene Varianten der Katechese an und lässt Familien selbst wählen, was ihnen gut tut. Lieber ein Kinderbibellager in den Sommerferien oder ein Vater-Kind-Wochenende im Schnee? Lieber wöchentliche Kindergruppen oder Familiensonntage in der Pfarrei? Gerade eine Pastoral, die in grösseren Räumen denkt, kann im dritten Schritt Angebote mit Wahlmöglichkeit schaffen.

Schritt 4: Die Lebensherausforderungen von Familien ins Zentrum stellen

Vielerorts bestimmen sich katechetische Inhalte durch die kirchliche Perspektive. Was müssen Kinder wissen, um Teil der Kirche zu sein? Schritt 4 bedeutet, die Perspektive der Menschen in Familienbeziehungen zum Ausgangspunkt der Katechese zu machen. Welche Herausforderungen stellt das Leben an Familien und was brauchen die einzelnen Familienmitglieder, um diese zu bewältigen? Familienbiografisches Arbeiten prägt im vierten Schritt die katechetische Themenauswahl und nicht nur formelle Angebotsformen. Eine Übersicht über Lebensherausforderungen von Familien findet sich im Dokument “Ansatzpunkte familienbiografischer Katechese“.

Der erste Schritt

Jede Reise fängt mit dem ersten Schritt an. Es gibt viele Gründe, diesen ersten Schritt nicht zu tun. Der häufigste ist fehlende Motivation. Wie wichtig sind uns Familien wirklich? Sollen sie letztlich unseren Zwecken dienen oder geht es uns um die Familien selbst? Wo sehen Sie Ihre Pfarrei und welcher Schritt kommt für Sie als nächster?