Innerhalb der BEIZ hat Feedback vor allem am Übergang der Phase I zur Phase Z eine grosse Bedeutung. Mit Hilfe des Feedbacks kann leichter eingeschätzt werden, ob das erarbeitete Produkt schon bereit ist, um gezeigt zu werden, oder ob es noch überarbeitet werden soll. Am Ende des Lernprozesses in der Phase Z macht Feedback deutlich, ob der eigene Lernfortschritt resp. die Kompetenzerweiterung nach aussen sichtbar wird.

Grundvoraussetzung: Wertschätzung

Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen. Die ressourcenorientierte Sicht geht davon aus, dass es sich lohnt, den Fokus auf die Stärken zu legen. Wer versucht, das vorhandene Potential noch besser auszunutzen und zu kultivieren kommt weiter, als wer versucht, die eigenen Schwächen zu verbessern. Der Hauptfokus bei Feedback kann darum auf dem Positiven liegen.

Ausschlaggebend dafür, ob ein Feedback zu einer positiven Veränderung führt, ist die wohlwollende Haltung von feedbackgebenden und feedbackannehmenden Personen. Nur wenn Feedback in einer Atmosphäre von gegenseitiger Wertschätzung erfolgt, kann es sein Lernpotential entfalten. Dazu gehört unter anderem:

  • Erwachsene und Kinder / Jugendliche treten immer wieder in beiden Rollen auf, als Empfangende und Gebende des Feedbacks.
  • Formuliert und zurückgemeldet werden konkrete Beobachtungen, keine Beurteilungen oder Interpretationen. Beobachtungen können sich auf das Gegenüber beziehen, aber auch auf das, was dessen Handeln in der beobachtenden Person auslöst.
  • Das Feedback bezieht sich auf das Handeln, den Prozess oder auf ein Produkt, nicht auf eine Person.
  • Das Feedback erfolgt mit dem Ziel, miteinander über das Lernen ins Gespräch zu kommen und so die Lernmöglichkeiten zu verbessern.
     

Feedback der Lernenden an die Lehrperson

Rückmeldungen der Lernenden an die Lehrperson sind für beide Seiten wertvoll. Die Lehrperson erhält Einblick in die Wahrnehmung und Stimmung der Lernenden. Die Lernenden selbst sind für das Erstellen der Rückmeldungen gefordert, das Lehr-Lerngeschehen zu reflektieren und den Anteil einzuschätzen, den die Lehrperson daran hat. Wenn sie erleben, dass die von ihnen geäusserten Rückmeldungen von der Lehrperson ernstgenommen und Verbesserungsvorschläge umgesetzt werden, erfahren sie sich als wirksame Beteiligte im Prozess. Im Idealfall wird die Rückmeldung der Lernenden zu einem Motor der Unterrichtsentwicklung, indem “Rückmeldung den Charakter einer gemeinsamen Beratung zwischen Lehrer/innen und Schüler/innen annimmt; wenn beide Seiten etwas über die Wirksamkeit ihres Verhaltens und ihre besonderen Aufgaben bei der Verbesserung des Unterrichts erfahren.” [1]

Das Feedback an die lehrende Person zeigt ihr, wo sie sich noch stärker zurücknehmen, wie sie die Lernumgebung noch angemessener gestalten, wo sie die Lernenden besser unterstützen kann.

Feedback der Lernenden untereinander

Wenn Lernende sich gegenseitig Feedback geben, lernen sie auf unterschiedlichen Ebenen. Zunächst ist genaues Beobachten gefragt, danach müssen die Beobachtungen sprachlich ausgedrückt werden. Dabei gilt es, zwischen Beobachtung und Bewertung oder Interpretation zu unterscheiden. Und schliesslich braucht es Empathie und Sozialkompetenz, um die Rückmeldungen so zu formulieren, dass das Gegenüber sie annehmen kann.

Beim Empfangen von Feedback wiederum ist Selbstkompetenz gefragt zum Abgleichen von Selbst- und Fremdeinschätzung und um mit den eigenen Gefühlen umgehen zu können.

Um dieses Lernpotential auszuschöpfen, sollten die gewählte Feedbackmethode sowie die Feedbackregeln sorgfältig eingeführt und immer wieder geübt sowie reflektiert werden.

Für beide Rollen helfen klare Feedback-Regeln:

  • Feedback bezieht sich auf die vorher vereinbarte Beobachtungsaufgabe. Idealerweise können die Kinder wählen, worauf sie ein Feedback erhalten möchten.
  • Feedback wird nicht unterbrochen und wird nicht kommentiert.
  • Feedback erfolgt gezielt zu einem vorher miteinander vereinbarten Aspekt.
  • Feedback folgt der vereinbarten Struktur, z. B. Sandwich: Etwas Positives, etwas mit Verbesserungspotential, etwas Positives.

Feedback der Lehrperson an die Lernenden

Die Lehrperson dient den Lernenden als Modell. An der Art, wie sie Feedback gibt, können sich die SuS orientieren. Das Feedback der Lehrperson dient zur Unterstützung des Lernprozesses. Die oder der Erwachsene hat den Kindern und Jugendlichen einiges an Lebens- und Lernerfahrung voraus. Sorgfältiges Feedback ist eine Möglichkeit, die Lernenden daran teilhaben zu lassen und sie beim Lernen des Lernens zu begleiten. Wichtig ist aber auch, die eigene Meinung den Lernenden nicht überzustülpen. Vielmehr zeigt die Lehrperson Interesse am Handeln und Lernen der Kinder und Jugendlichen. Das zeigt sie z. B. durch echte Rückfragen: “Warum hast du das so und so gemacht?”

Beim Feedback geht es nicht um Beurteilung. Falls ein Feedback beurteilungsrelevant ist, ist das im Voraus klar zu deklarieren und eine passende Methode dafür zu wählen. Dies wird in Religionsunterricht und Katechese aber selten der Fall sein.

Im kompetenzorientierten Unterricht dient das Feedback an die Lernenden insb. zur Verbesserung des Lernprozesses oder Arbeitsorganisation, der Einteilung und Planung der Arbeit, zum Erkennen oder Erweitern von eigenen Ansichten und Haltungen, zum Vergrössern der Kreativität.

Feedbackmethoden

Grundsätzlich können alle Reflexionsmethoden auch als Feedbackmethoden verwendet werden. Hier folgen Ideen für ein paar spezifisch auf Fremdeinschätzung ausgerichtete Formen.

Feedback-Rundlauf: Alle haben ein Produkt erstellt, z. B. einen Text geschrieben oder ein Bild gemalt. Sie lassen dieses auf ihrem Arbeitsplatz liegen und gehen zu einem anderen Arbeitsplatz, setzen sich und geben ein schriftliches Feedback zum dort liegenden Produkt, sie schreiben ihren Namen dazu, damit bei Unklarheiten nachgefragt werden kann. Dann gehen sie zu einem nächsten freien Platz, hinterlassen wieder ein schriftliches Feedback etc., bis jedes Produkt 3-5 Kommentare erhalten hat. Jetzt gehen alle zurück an den eigenen Platz und lesen die erhaltenen Rückmeldungen.

Echo: Die Grundidee vom Echo ist, dass die feedbackgebende Person in eigenen Worten wiederholt, was sie aus einem Text oder einer Präsentation verstanden hat. Als Variante kann das Echo auch bei kreativen Arbeiten wie z. B. Legebildern angewendet werden. In diesem Fall betrachtet die*der Feedbackgeber*in das Werk, beschreibt, was sie sieht, und gibt ihm einen Titel. Die Schöpferin oder der Schöpfer des Werks hört stumm zu.

Feedbackbogen: Auf einem Bogen können spezifische Punkte abgefragt werden. Für anonymes Feedback und für grössere Gruppen eignen sich digitale Tools, bei denen die Auswertung automatisiert ist.

Aufteilen von Aspekten: Bei komplexeren Produkten wie z. B. einem Referat kann das Feedback aufgeteilt werden. Die zu beobachtenden Punkte werden unter den SuS so verteilt, dass immer mind. zwei auf dasselbe achten: Körperhaltung, Sprache, Mimik, Inhalt, visuelle Umsetzung, … Im Anschluss an das Referat gehen jene zusammen, die auf dasselbe geachtet haben und tauschen ihre Beobachtungen aus. Die wichtigsten Punkte melden sie der Referentin oder dem Referenten zurück.

Zuletzt noch zwei Ideen, die ab Kindergartenalter eingesetzt werden können.

Sonnenstrahlen: Die LP bringt eine Sonne mit zahlreichen Strahlen (z. B. aus gelben Wollfäden). Jedes Kind nimmt einen Strahl und überreicht diesen einem anderen Kind mit einer Rückmeldung, die so beginnt: “Du warst heute für mich wie ein Sonnenstrahl, weil …” Diese kleine Übung sollte regelmässig wiederholt und damit geübt werden.

Rollenspiel: Anstatt dass die LP verbales Feedback einholt, lässt sie die Kinder die zu reflektierende Einheit im Rollenspiel oder Puppenspiel nachspielen. Das kann ein Klassenfest sein oder ein Ausflug, ein Elternabend, eine Unterrichtseinheit, die Pause, der Schulweg, …

[1] Bastian et al., 2016, S. 17.

Literatur

Albers, Andrea (Hg): Kompetenzorientiertes Feedback. Lernförderliche Rückmeldungen für den inklusiven Unterricht*, Weinheim, Basel 2021.

*Für den Fachunterricht sind die hier vorgestellten Ansätze vor allem dann geeignet, wenn die Lernenden sich Ähnliches aus der Schule gewohnt sind. In diesem Fall und für allgemeine Erkenntnisse zu Feedbackkultur bei selbstgesteuerten Lernprozessen ist das Buch sehr empfehlenswert.

Bastian, Johannes, Arno Combe und Roman Langer: Feedback-Methoden. Erprobte Konzepte, evaluierte Erfahrungen. Weinheim, Basel (2003), 4. Aufl., 2016.

Maitzen, Christoph: Feedback-Kultur in der Schule, Augsburg 2015.

Wilkening, Monika: Praxisbuch Feedback im Unterricht. Lernprozesse reflektieren und unterstützen. Weinheim, Basel 2016.

Wisniewski, Benedikt, und Klaus Zierer: Visible Feedback. Ein Leitfaden für erfolgreiches Unterrichtsfeedback. Baltmannsweiler 2017.