Die teilweise enorme Wirksamkeit der Populärkultur in den neuen Medien hat auch einen elementaren Einfluss auf die Religiöse Bildung. Als Beispiel dazu dient uns hier das Video von “Stromae – House’llelujah”.  Es zeigt uns Facetten des Umgangs der Populärkultur mit Religion.

Der Song beginnt wie ein Choral. Sofort setzt der Rhythmus ein. Der Schatten eines Mannes ist vor einem gotischen Fenster zu sehen. Anstelle der Bibel schlägt diese Person ein Buch mit Musiknoten auf. Schnitt. Der Sänger Stromae ist auf einem überdimensionalen Bildschirm zu sehen. Menschen stehen still in Reih und Glied in der Kirche. Dazu dieser Text (Übersetzung):

„Stundenlang bete ich zu Gott, man hat mir gesagt er sei zu alt für unsere Tränen…“.

Was hier wie eine Provokation klingt, ist Erfahrung von Kindern und Jugendlichen. Ein Gott, der nicht erhören will oder kann – ob all dem Leid in der Welt. Nach dieser Anklage durchflutet ein heftiger Wind den Raum. Wie vom heiligen Geist erfüllt beginnen die Menschen zu tanzen. Aus dem gottesdienstähnlichen Anlass entwickelt sich eine Houseparty:

„Im Namen des Rhythmus und der Menschheit, schreie ich House’llelujah, gesegnet sei die Musik und House’llelujah. Das was ich in der Nacht bete, wenn ich meine Hände in den Himmel strecke, wenn ich springe und wenn ich schreie, die Ewigkeit sagt mir House’llelujah“.

Das Video macht Aussagen über Religion. Es lässt uns erahnen, was junge Menschen vom Leben erwarten, welches Sehnen sie prägt: Gemeinschaft, Bewegung, Dazugehören, etwas bewegen können, Transzendenz. Das Video ist voll von christlichen und religiösen Symbolen. Ebenso wird mit dem „House’lleluja“ Halleluja assoziiert.

Heute wissen wir: die Lebenswelt hat sich stark geändert. Kinder und Jugendlichen kommen ohnehin in den Kontakt mit religiösen Themen und Deutungen über die Populärkultur. Die Frage ist, ob das unbegleitet passiert oder begleitet durch religionspädagogische Settings und Personen, welche die Deutungen mit den Kindern und Jugendlichen reflektierend weiterführen können. Die neuen Medien und die Populärkultur sind Andockbasis für das religiöse Gespräch mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Ihre Lebenswelt wahrzunehmen und wertzuschätzen, zu sehen, was ihnen wichtig ist, was sie anspricht und umtreibt, was sie „unbedingt angeht“ und was für sie „Sinn macht“ im Leben ist Aufgabe einer zeitgemässen Religionspädagogik.