Dem an dieser Stelle eingeführten Stationenweg liegen – auf praxisbedingte Probleme zurückgeführt –folgende zwei Anliegen zugrunde: Zum einen soll mit jenem Angebot der «religiösen Sprachlosigkeit» der Jugendlichen entgegengewirkt werden. Vielen jungen Erwachsenen fällt es oftmals schwer, sich in glaubensspezifischen Angelegenheiten auszudrücken; – eine Kompetenz, die jedoch umso wichtiger erscheint, als das Sakrament der Firmung zunehmend mit Mündigkeit, Erwachsensein und selbstverantworteter Glaubensentscheidung in Verbindung gebracht wird.

Zum anderen sollen auch die Firmpaten*innen wieder vermehrt in die Sakramentenvorbereitung eingebunden werden, zumal bei vielen Firmkursen der Einbezug der Firmpaten*innen relativ spät erfolgt – nämlich erst beim Firmgottesdienst, der eigentlichen Feier des Firmsakraments. Angesichts des Grundgedankens, dass Paten*innen eine Vertrauensperson für die Firmand*innen darstellen und die jungen Menschen in ihrer Auseinandersetzung mit Glaubens- und Lebensfragen unterstützen sollen, wäre eine frühe und aktive Einbindung der Pat*innen in den Vorbereitungsprozess allerdings wünschenswert.

Gemeinsam existenziellen Fragen nachgehen

Konkret geschehen soll dies bei einem Firmvorbereitungsanlass, bei dem die Firmanden*innen gemeinsam mit ihren Paten*innen einen Stationenweg begehen. Dabei haben sowohl die Firmanden*innen als auch deren Paten*innen die Möglichkeit, sich intensiv mit glaubensspezifischen Themen auseinanderzusetzen: Woran orientiere ich mich? Was gibt mir Halt? Auf was vertraue ich? Das Nachdenken über existenzielle Erfahrungen, die das Selbst- und Weltverständnis angehen, ist nämlich stets auch ein Nachdenken über die Erfahrbarkeit Gottes im eigenen Leben. Die jungen Erwachsenen und ihre Begleitpersonen erhalten mit diesem Anlass die Möglichkeit, in einem persönlichen Rahmen über Themen und Fragen dieser Art zu diskutieren. Dieser Austausch erfolgt auf der Basis des Vertrauensverhältnisses der beiden Teilnehmenden; ein Umstand, der das Sprechen über persönliche (Glaubens-)Ansichten erleichtern soll. Auch die Tatsache, dass die einzelnen Stationen einem konkreten Thema zugewiesen und damit inhaltlich vorbestimmt sind, soll sich positiv auf die Gesprächsentwicklung auswirken.

Die Verbindung von Leben und Glauben erkennen

Damit lässt sich festhalten, dass mit diesem Stationenweg nicht nur die religiöse Ausdruckskompetenz der jungen Erwachsenen gefördert sowie das korrelative Verständnis von Glauben und Leben gestärkt werden soll, sondern zugleich auch das Firmpatenamt ernstgenommen wird, indem die_der Pate*in frühzeitig und aktiv Einbezug in die Sakramentenvorbereitung findet. Bezugnehmend auf die vorangegangenen Erläuterungen steht demnach das Anliegen im Mittelpunkt, durch eine korrelative Aufbereitung der Firmtheologie das Bewusstsein der Firmand*innen und ihrer Pat*innen hinsichtlich der engen Verschränkung von Erfahrung und Glauben zu stärken und, damit verbunden, deren religiöse Ausdrucksfähigkeit zu fördern. Das Bewusstwerden der Korrelation von Leben und Glauben ist gerade bei Firmkursmodellen, welche das Firmalter bei 17 bzw. 18 Jahren ansetzen, in besonderer Weise von Bedeutung. So ist eine lebensbezogene, authentische und kritische Herangehensweise an Glaubensfragen bei der Firmvorbereitung unabdingbar, möchte man die Firmanden*innen als mündige, eigenverantwortliche Subjekte anerkennen und sie mit ihren Fragen und Anliegen ernstnehmen.

Befähigung zum Leben aus dem Heiligen Geist

Die inhaltliche Gestaltung des Stationenwegs orientiert sich in erster Linie an den vom Theologen Markus Arnold herausgearbeiteten fünf Dimensionen des Firmethos. Ebenso erweist er sich dabei aufgrund seiner korrelationstheologischen Ausrichtung nicht nur für die Firmanden*innen, sondern auch für ihre Begleitpersonen als ansprechend. Das Konzept dieses Angebots lässt erahnen, dass keine umfängliche Bearbeitung der Firmtheologie angestrebt wird. Vielmehr ist das Ziel, dass die jungen Erwachsenen dazu befähigt und ihrer Bereitschaft gestärkt werden, selbstbestimmt ein Leben aus der Kraft des Heiligen Geistes zu führen. Dies bedingt allerdings eine vertiefte und ernsthafte Auseinandersetzung mit der eigenen Glaubens- und Lebenshaltung; – ein Anspruch, dem der vorgestellte Stationenweg gerecht zu werden versucht: Die Firmanden*innen und Paten*innen sollen dazu angeregt werden, über existenzielle Fragen nachzudenken und ihr Leben vor dem Hintergrund ihres persönlichen Glaubens zu reflektieren. Die dargebotene Möglichkeit der Auseinandersetzung mit glaubens- und lebensspezifischen Fragen soll dabei möglichst niederschwellig sein, – im Bewusstsein der Tatsache, dass viele Firmand*innen und Paten*innen möglicherweise ein eher distanziertes Verhältnis zur Kirche haben.

Eine nachhaltige Begegnung

Mit dem Erhalt des Firmsakraments gilt die Initiation als abgeschlossen; die jungen Erwachsenen sind vollständig eingegliederte Mitglieder der Kirche. Mit dieser Zugehörigkeit zur Glaubensgemeinschaft untrennbar verbunden ist eine stetige Selbstvergewisserung der persönlichen Glaubensansichten, wozu auch eine entsprechende Ausdrucks- und Artikulationsfähigkeit ebendieser vonnöten ist. Diese Kompetenz wird beim Stationenweg nicht nur ausgebaut und gefördert, sie ermöglicht auch zahlreiche wertvolle Erfahrungen. Bereichernde Erkenntnisse und fruchtbare Gespräche, welche – was besonders zu wünschen wäre – die Beziehung zwischen Firmand*innen und Paten*innen stärken und ihren weiteren Glaubensweg nachhaltig prägen.