Gemeinsame Klassenregeln und Vereinbarungen

Nicht nur die Bedürfnisse der Lehrperson, sondern auch die der Schülerinnen und Schüler nach gemeinsamen Vereinbarungen sollen im Mittelpunkt stehen und für alle verdeutlicht werden. Dabei hat die gegenseitige Akzeptanz einen besonders hohen Stellenwert. So können zum Beispiel anhand eines Fragebogens von jedem Lernenden drei konkrete Erwartungen für den Unterricht abgefragt werden. Ebenso listet die Lehrperson ihrerseits ihre Erwartungen an den Unterricht auf. Darüber hinaus sollen die Befragten schriftlich formulieren, was sie bereit sind für ein angenehmes Klassenklima und eine gute Lernatmosphäre beizutragen. Auf dieser Grundlage werden miteinander Vereinbarungen getroffen, die einen möglichst reibungslosen Unterrichtsablauf garantieren.  Im Laufe der Zeit soll dann immer wieder überprüft werden, ob die Abmachungen eingehalten werden und inwieweit sie sich bewährt haben. Diese öffentliche Überprüfung kann sowohl von der Lehrperson als auch von einzelnen Schülerinnen und Schülern oder der ganzen Klasse vorgenommen werden. Gerade Kinder und Jugendliche sind oft sehr gut in der Lage zu beurteilen, inwieweit Vorgaben erfüllt werden oder nicht. In gemeinsamer Diskussion wird dann eruiert, ob es gegebenenfalls notwendig erscheint, die Vereinbarungen abzuändern, zu verwerfen oder neue hinzuzufügen. Wenn diese Art der Reflexion mit einer ressourcenorientierten, ziel- und zukunftsgerichteten Haltung vorgenommen wird, wird dieser Prozess als gewinnbringend für die gesamte Klasse wahrgenommen und bietet die Chance für Verhaltensmodifikationen ohne Sanktionen. Bewährt hat sich auch ein Punktesystem, anhand dessen sich die Lernenden selbst einschätzen. Je nachdem wie gut sie sich an die Regeln gehalten haben, geben sie sich null, ein oder zwei Punkte und sind so in der Lage, ihr Verhalten zu reflektieren. Wenn diese Selbsteinschätzung immer wieder gemacht wird, lernen die Schülerinnen und Schüler ihr Verhalten auch immer besser einzuschätzen und zu korrigieren. Darüber hinaus muss die Lehrperson nicht immer selbst die bewertende Instanz sein.

Teamentwicklung

Gemeinsame Projekte, Aktivitäten und Unternehmungen stärken die Beziehung zwischen Lehrperson und Lernenden und tragen zu gegenseitigem Respekt und einem vertrauensvollen Verhältnis bei. Kooperationsspiele – im Internet findet man eine Menge davon – können nicht nur im Freien oder in der Turnhalle durchgeführt werden, sondern viele eignen sich auch sehr gut, um auf engem Raum, wie zum Beispiel im Klassenzimmer, durchgeführt werden zu können. Als  Teamentwicklungsübungen dienen sie dazu, dass sich die Klasse als Einheit erlebt, die zusammen Erfolge feiern kann. Die Stärken der Einzelnen rücken in den Vordergrund und werden von den anderen geschätzt. Einer solchen Gemeinschaft fühlt man sich gerne zugehörig und ein respektvoller Umgang miteinander etabliert sich. Hierfür ist es notwendig, dass von Seiten der Unterrichtenden Übungen und Spiele initiiert werden, bei denen das gemeinsame Erleben im Vordergrund steht und konkrete Erfahrungen gemacht werden können. Diese sollen anschliessend mit dem Ziel reflektiert werden, sich mit den eigenen Verhaltensweisen auseinanderzusetzen. Hier spielt eine wertschätzende und lösungsorientierte Vorgehensweise die entscheidende Rolle. Die Agierenden sollen sich als positiv Handelnde und Lernende erleben. Insbesondere sollen die wertvollen Aspekte ihrer Rolle im Team hervorgehoben werden, was eine kompetente Führung von Seiten der Lehrperson verlangt. Die Technik des Refraimings (Umdeuten) kann hierbei sehr hilfreich sein.

Die dadurch «verlorene» Fachunterrichtszeit wird durch eine effektivere Lernatmosphäre wiedergutgemacht und die Lernenden haben zusätzlich die Möglichkeit, ihre persönlichen und sozialen Fähigkeiten zu verbessern.

Positiver Effekt

Das gemeinsame Erarbeiten einer angenehmen Unterrichtsatmosphäre birgt einen weiteren positiven Effekt. Die Verantwortung liegt nicht nur bei der Lehrperson, sondern auch die Schülerinnen und Schüler können sich aktiv beteiligen und erleben sich als wirksame Mitgestalter des Klassenklimas. Die Lehrperson schaut vor allem in die Zukunft und überlegt sich Massnahmen zur Verbesserung, anstatt sich über Störungen zu ärgern. So kann die Diskussion darüber, was schon gut läuft und wie man die Zusammenarbeit noch verbessern könnte, viel fruchtbarer sein als darüber, wer wann, wo und wie irgendwelche Regeln gebrochen hat. Zeit zu investieren, um am Klassenklima zu arbeiten, lohnt sich allein schon deshalb, da sich die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als wesentlich angenehmer, freudvoller, stressfreier und effektiver erweist, als wenn ständig mit Disziplinproblemen gekämpft werden muss.