Wandlungsfähigkeit als Ausdruck des Kircheseins

„Wandlung“ als ein eucharistietheologischer Kernbegriff, wird damit zu einem Leitwort auf der Suche nach Wegen, um auf neue Weise Kirche zu werden. Da die Eucharistie als Feier der Gegenwart Gottes und seiner Gemeinschaft mit der Welt in der Mitte der katholischen Identität stehen, kann sie wie eine Quelle alles ins Fließen bringen. Das lässt hoffnungsvoll auf die anstehenden Wandlungen blicken. In einer eucharistischen Zuversicht können wir mutig sagen: Wer, wenn nicht wir sind Expert*innen für Verwandlungsprozesse! Auch Papst Franziskus ermutigt zu einem solchen hoffnungsvollen Aufbruch:

„Ich träume von einer missionarischen Entscheidung, die fähig ist, alles zu verwandeln, damit die Gewohnheiten, die Stile, die Zeitpläne, der Sprachgebrauch und jede kirchliche Struktur ein Kanal werden, der mehr der Evangelisierung der heutigen Welt als der Selbstbewahrung dient.“ (Evangelii Gaudium, Nr. 27)

Katechetische Perspektivwechsel

Im Blick auf die Katechese geht es daher um viele kleinere und größere Wandlungen. Die folgenden fünf Merkmale versuchen wesentliche Entwicklungslinien zu beschreiben. Hierbei geht es eher um Haltungen und weniger um konkrete Methoden. Eine zukünftige Katechese ist geprägt durch eine:

  • evangeliumsgemäße Haltung – die Jesus Christus ins Zentrum stellt und sich an der Praxis und Haltung Jesu ausrichtet.
  • Biografie begleitende Perspektive – die die Menschen darin stärkt die eigene Biografie im Glauben zu deuten und sich daher stärker lebensbegleitend ausrichtet. Das schließt ein Nachdenken über einen Abschied von der Selbstverständlichkeit der Jahrgangskatechese ein.
  • Differenzierung der Wege und Angebote – die sich an der Unterschiedlichkeit der Menschen orientieren und Vielfalt schätzen und fördern.
  • mystagogische Ausrichtung – die die geheimnisvolle Gegenwart Gottes im Alltag erfahrbar macht und deutet.
  • Generationen verbindende Praxis – so dass eine Fragmentierung der Katechese überwunden werden kann. Die Gemeinschaft von Getauften erfährt und bereichert sich als Lerngemeinschaft im Glauben.

Glaubenskommunikation im Miteinander der Generationen

Der Ansatz der generationenverbindenden Katechese ist in den vergangenen Jahren deutlicher in den Fokus gekommen. Ausgehend von entsprechenden Konzepten in einigen nordamerikanischen Diözesen, ist sie seit einigen Jahren nun auch in die Praxis verschiedener deutscher Pfarreien eingegangen. Sie kann bisherige Konzepte für die Katechese ergänzen oder gar ablösen. Eine generationenverbindende Katechese nimmt die Gemeinschaft der Getauften als Lerngemeinschaft im Glauben ernst. Die gewohnte Praxis der jahrgangsweisen Hinführung zu den Sakramenten in entsprechenden „Vorbereitungskursen“ hat oftmals zu einer Fokussierung auf katechetische Angebote für und mit Kindern und Jugendlichen geführt. Religiöse Bildung und eine Sozialisation im Glauben sind aber lebenslange Prozesse und niemals abgeschlossen. Die Erwachsenen als vorzügliche Zielgruppe der Katechese, wie es das Allgemeine Direktorium für die Katechese formuliert, sind (noch immer) zu wenig im Blick. Dabei stellt das Erwachsenenalter den weitaus größten Teil einer menschlichen Biografie dar. Das Erwachsenenleben ist zudem geprägt von sehr unterschiedlichen Lebensphasen mit entsprechenden Erfahrungen und Herausforderungen. Es fehlt weitestgehend an vielfältigen Formen katechetischer Begleitung dieser Lebensabschnitte. Angebote einer generationenverbindenden Katechese schaffen einen Rahmen, in dem Menschen unterschiedlicher Altersstufen und Lebensformen miteinander zu einem Thema des Glaubens Erfahrungen machen, etwas lernen, miteinander in Austausch sind, ihren Glauben vertiefen und feiern. Dass dabei der familiäre Kreis erweitert wird, hat sich als besonders nachhaltig erwiesen. Die Konzepte sind je nach Gegebenheit unterschiedlich, ebenso die Bezeichnungen wie z.B. „Treffpunkt Glaube“, oder „Katechetischer Sonntag“. In der Regel finden sie einem Samstag oder Sonntag für einen Zeitrahmen von ca. 4 Stunden statt. Als wesentliche Elemente gehören dazu: ein gemeinsamer inhaltlicher Einstieg zu dem jeweiligen Glaubensthema, Vertiefung des Themas und einzelner Aspekte in unterschiedlichen Gruppen für verschiedene Altersstufen, generationenverbindender Austausch über neue Erfahrungen und Erkenntnisse, gemeinsames Essen und Gottesdienst feiern. Eine einladende und fröhliche Atmosphäre sind zudem wesentlicher Bestandteil dieser Treffen. Entsprechende Elemente wie Namensschilder, Raumgestaltung, musikalische Begleitung, Begrüßungsritual etc. unterstützen dieses Anliegen.

Ein Vision

Idealerweise gehören (zukünftig) solche Formate zum festen katechetischen Portfolio einer Pfarrei und finden regelmäßig statt, so dass Menschen immer wieder eine Möglichkeit finden teilzunehmen und ihren Glauben zu vertiefen – und dies zunächst einmal unabhängig von einem anstehenden Sakrament. Da solche Angebote projektartig durchgeführt werden, eröffnen sie niedrigschwellige Zugänge und kommen dem Bedürfnis vieler Menschen entgegen sich nicht fest für einen längeren Zeitraum an eine bestimmte Gruppe binden zu müssen. Das gilt für Teilnehmende ebenso wie für diejenigen, die diese Angebote vorbereiten und durchführen. Entwicklungsschritte von einer jahrgangsweisen Kommunionvorbereitung hin zu einer mehr an der Biografie orientierten Katechese, führen zu katechetischen Formaten, die sehr viel offener gestaltet sind als herkömmliche Katechesekurse zur Sakramentenvorbereitung. In der Didaktik erfordert dies, neben differenzierenden Methoden und Konzepten, noch deutlicher Aspekte von Aneignung und Erfahrung in den Mittelpunkt zu stellen, an Stelle einer reinen Vermittlungsdidaktik. Wenn wir zudem die Option ernst nehmen, dass nicht Geburtsjahrgänge oder feststehende Termine primär über den Empfang eines Sakramentes entscheiden, dann bringt das eine gewachsene Praxis in Bewegung und darin ereignet sich Wandlung!